Hoffmann

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Eigene Schriften 2


DAS ZÖLIBAT

Über das Zölibat wird viel geredet. Es zu verstehen, fällt schwer.
In etymologischer Hinsicht erschließt sich das Wort problemlos. Es lässt sich auf das lateinische Substantiv ‚caelibatus‘, ‚Ehelosigkeit‘, zurückführen.
Warum sich aber der Klerus entschieden hat, ehelos und wie behauptet wird, keusch zu leben, das bleibt im Verborgenen.
Was kann einen gesunden erwachsenen Mann dazu bringen auf die wunderbaren Erfahrungen des Liebeslebens zu verzichten?
Der oft nur scheinbar enthaltsame Priester wird für die Einschränkung seiner vermuteten Entsagung sexueller Freuden von denjenigen, die auf ein Leben unter natürlichen Bedingungen nicht verzichten wollen, besonders geachtet.
Sollte das der einzige Grund sein? Sollte das Bestreben, sich über die allgemeine Bewunderung eine besondere Stellung in der Gesellschaft zu erwerben, um an dem honigsüßen Gefühl, bewundert zu werden, ein Leben lang saugen zu können, wirklich die einzige Motivation sein?
Für Einige mag das sogar zutreffend sein.
So wie sich  Zirkus-Akrobaten abmühen, nur um der Bewunderung willen völlig sinnlose Kunststücke einzuüben. Welchen Sinn hat es denn, wenn jemand auf einem Stecken einen Teller rotieren lässt, den er sich dann auf das Kinn setzt, danach noch zwei weitere Stecken mit drehenden Tellern in jeder Hand präsentiert und anschließend auf eine Kugel steigt? Das Kunststück ernährt vielleicht sogar seinen Mann, aber dafür wird es sicher nicht eingeübt. Es ist die Bewunderung, die manche Menschen zu ihrem Wohlbefinden mehr brauchen als andere.
Das gleiche Gefühl  erfüllt den Spitzensportler, wenn er sich auf das Siegerpodest stellen darf, obwohl er vielleicht nur den Bruchteil einer Sekunde schneller war als seine Konkurrenten.
Nun besteht dennoch ein Unterschied zwischen den Leistungen der Akrobaten und Athleten einerseits, und dem im Zölibat lebenden Priester. Ob der Akrobat oder Sportler, meinetwegen auch der Popstar seine Kunststücke wirklich beherrscht, oder ob er mogelt, kann jeder sehen.
Ob der Priester seinen Geschlechtstrieb tatsächlich beherrschen kann, erfährt man nur selten, nämlich nur dann, wenn man ihm zufällig hinter die gottesfürchtig dargebotene, scheinbar weltabgewandte Fassade schauen konnte und es zu einem Skandal kommt.
Kommt es dazu, ist die Entrüstung groß. Man ist bemüht die Verfehlung entschuldigend als bedauerlichen Einzelfall abzutun. Wer Boccaccios Dekameron gelesen hat, misstraut der These vom Einzelfall sofort und er tut gut daran. Verständnislos fragt sich der Normalbürger, wie  sich eine so unnatürliche zwanghafte Verhaltensvorschrift bis in unsere Tage halten konnte und natürlich auch, wie sie überhaupt zu Stande gekommen war. Was bringt die Kleriker dazu, das Gottesgebot, seid fruchtbar und mehret euch, ins Gegenteil zu verkehren? Gibt es Gründe, die stärker wirken, als die Worte der Heiligen Schrift? Die Gründe sind offensichtlich. Welcher Mann bitteschön wird sich  für einen Beruf entscheiden, der ihm den Verzicht auf die sexuelle Vereinigung mit dem anderen Geschlecht lebenslang zur Auflage macht? Wer wird sich in eine Männergesellschaft begeben, die das weibliche Element grundsätzlich negiert? Doch wohl in erster Linie der homo- erotisch gepolte Mann. Daneben sind die an das Zölibat gebundenen Institutionen offensichtlich auch für Verhaltensgestörte anderer Art attraktiv. Da braucht man nicht zu protestieren. Wer sich völlig anders verhält, als es dem natürlichen menschlichen Verhalten entspricht, ist verhaltensgestört.
Nun könnte man sagen, es sei doch gar nicht so schlecht, wenn sich die Homoerotiker und Verhaltensgestörten in einer gleich gearteten, ‚geschlossenen Gesellschaft‘ zusammenfinden. Da sind sie unter sich.
Wenn das so wäre, dann wäre es ja vertretbar. Aber wenn ausgerechnet diese emotional absonderliche Gruppe eine entscheidende Rolle bei der Kinder- und Jugenderziehung innehat, wird die Sache bedenklich.  
Das Zölibat erwuchs aus der kirchenpolitischen Absicht, die Geistlichkeit möglichst unabhängig gegenüber Volk und Staat zu einem gefügigen Werkzeug hierarchischer Herrschaft zu machen. Es sollte eine Machtkirche nach dem Vorbild des ägyptischen  Pharaonenkultes geschaffen werden. Als ein Hilfsmittel dazu kann das Zölibat gelten.
Auf den ersten Blick kann die Ehelosigkeit nicht biblisch begründet werden. Die ursprüngliche, theologisch philosophische Begründung ergibt sich großenteils aus der im Gebiet um Edessa gepflegten Auslegung des apokryptischen Thomas-Evangeliums. Wenn auch kein sicheres Datum angegeben wer-den kann, so weiß man doch, dass das Christentum sehr früh in Syrien Fuß fassen konnte. In Edessa ist für das Jahr 201 die Existenz eines Kirchengebäudes nachweisbar. Es muss also schon zuvor eine Christengemeinde gegeben haben. Dass ein großer Teil der heidnischen Priesterschaft aus freiem Willen zum Christentum übergetreten war, können wir historischen Texten entnehmen:
‚Doch weder  Abgar, der König, noch Addei der Apostel zwangen auch nur einen, mit Gewalt an Christus zu glauben, denn ohne dass ein Zwang vom Menschen ausging, zwangen die Zeichen viele an ihn zu glauben‘    

Der Tenor der Doktrin des Addei lässt das Bemühen erkennen, Aufschluss über den Ursprung der syrischen Kirche zu geben. Mit der Anweisung des Apostels Thomas, den Edessern  das Evangelium zu bringen, bekam dort das Christentum die in jener Zeit wichtige  apostolische Grundlage.
Im Jahre 250 wurde Edessa Teil des Römischen Reiches. Damit begann ein langsamer Prozess der Angleichung an das im Westen herrschende Verständnis der Christusbotschaft. Trotzdem ist festzustellen, dass sich das syrische Christentum bis heute gewisse eigenartige Züge, die von den Anfängen geprägt sind, bewahrt hat. Schon in der Anfangszeit des stark jüdisch beeinflussten syrischen Christentums suchte man nach Erklärungen für die Verhältnisse der Gegenwart. Die Erklärung musste in der Urzeit liegen. Es sollte eine Antwort auf die Frage nach dem wahren Menschsein gefunden werden. Der Mensch musste den Weg zu sich selbst zurückfinden. Bei diesem Blick nach rückwärts gelangte man zwangsläufig zu Adam. Adam wurde, den griechischen Denkansätzen entgegenstehend, von den frühen syrischen Christen immer noch als historische Person betrachtet. Aber dieser historischen Person unterstellte man himmlische Herkunft. Weil er als unsterblich gilt, wird er zu nichts weniger als einem himmlischen Genius. Als solchen stellte man ihn sich nicht einfach in einem sterblichen Leib gefangen, sondern mit einem strahlenden Lichtkleid umhüllt vor. Man glaubte, die von ihm ausgehende himmlische Herrlichkeit überträfe an Helligkeit die Sonne und erleuchte die ganze Welt. Adam war als Gottes Ebenbild erschaffen, somit göttlicher Inhaber aller Macht auf Erden. Für Adam und Eva gab es zur Zeit des Aufenthaltes im Paradies keine Veranlassung zur geschlechtlichen Vereinigung, weil die Sorge um die Erhaltung der Menschheit nicht gegeben war. Durch den Sündenfall, den Ungehorsam gegenüber Gottes Gebot wird ihnen das himmlische Lichtkleid entzogen. Nun erkennen sie ihre Nacktheit. Sie müssten sich statt des Lichtkleides mit dem fleischlichen und von da ab sterblichen Leib abfinden. Infolge dieser Erkenntnis wurde die sterbliche, menschliche Hülle als etwas Minderwertiges angesehen. Sie war nicht mehr als ein Notaufenthalt für die Zeit, da der Mensch in seinem irdischen Zustand verweilt. Aber in dieser Übergangsphase des Verweilens auf der Erde bis zur Einkehr ins Paradies waren nun Adam und Eva gezwungen, das menschliche Geschlecht zu erhalten. Sie mussten deshalb den Geschlechtsakt vollziehen. Adam ist zwar seit dem Ungehorsam seiner himmlischen Attribute entkleidet und verliert damit einen Teil seiner selbst, aber man stellt sich vor, dass er dennoch in seinem Wesen derselbe bleibt. Er hat sein Lichtkleid verloren, aber er kann es wiedergewinnen. Er kann auf Erden sein Leben verlieren, aber er kann es mit der Rückkehr ins Paradies wiedererlangen und zwar auf Ewigkeit. Die Rückkehr ins Paradies ist nichts anderes als die Wiederherstellung des alten Zustandes. Danach zu streben ist der Grundgedanke des Zölibats. Die frühchristlichen Überlegungen sowie Vorbereitungen, um in den paradiesischen Zustand zu kommen, sind eng mit dem ursprünglich jüdischen Messias-Gedanken verbunden. Der Messias wird als wahrer Adam erkannt, indem der Mensch sich selbst wiedererkennt. Der erste aus dem Paradies vertriebene himmlische Genius Adam ist nach jüdischer Auffassung mit dem auf Erden erschienenen Messias grundsätzlich identisch. Die mit dem Gesetz gleichgestellte göttliche Weisheit ist der Erlösergestalt immanent. Die Weisheit spricht den sterblichen Menschen an und ruft ihn zurück ins Paradies zu Gott. So kann er mit Gottes Gnade ins Paradies gelangen und damit wieder zum wahren unsterblichen Menschen werden. Der sterbliche Mensch wird durch Christus von seinem unwürdigen Erdendasein durch die Weisheit, die ihm von Christus vermittelt wird, erlöst.

Und verlasset die Wege dieses Verderbens
und nähert euch mir

und ich will euch einziehen
und ich will euch herausführen aus der Vernichtung
und ich will euch weise machen in den Wegen der Wahrheit
XXX III 4.-8.
Da finden wir wieder die göttliche mit dem Gesetz gleichgestellte Weisheit. Durch sie wird den Menschen die Rückkehr zum Ursprünglichen ermöglicht. Christus besiegt die Macht des Todes, wobei die diesseitige Welt als ein Teil des Totenreiches verstanden wird. Der Mensch muss seinen unerlösten Zustand erkennen, die Macht des Todes mit Christi Hilfe besiegen. Er wird nicht neu geschaffen, sondern wiederhergestellt. Das gesamte menschliche Denken und Wollen drehte sich um die Frage, auf welche Weise der ins Paradies zurückführende Weg beschritten werden könnte.
Abbild dessen was drunten ist, ist das, was droben ist,
denn alles ist droben und drunten ist nichts, sondern es scheint nur demjenigen so dem keine Erkenntnis zuteil wurde.

XXX IV. 4.5.
‚und wenn vergehen sollte, was sichtbar ist,
ich werde nicht umkommen‘

V 14.
Als Konsequenz des Gedankens, dass der Mensch ins Paradies zurückkehrt, glaubte man, mit Christus gleichwerden zu können. Christusgleiches himmlisches Wesen zu werden und auf ewig im Paradies zu verweilen, ist der angestrebte Zustand.
Als gedankliches Allgemeingut der Kirche des Ostens kann gelten: Gott spricht in Bildern, die der Erklärung bedürfen. Der unerlöste Mensch kann die Botschaft nicht verstehen, wohl aber der Eingeweihte. Er ist in der Lage, Gottes Ruf zu enträtseln.
In den Oden Salomons wird auf den Weg zum Paradies verwiesen:
49... ‚denn ihr werdet das Königreich (Paradies) finden, da ihr von daher kommt.‘
Werden die Jünger gefragt, woher sie kamen, so antworten sie:
50.... ‚wir sind aus dem Licht gekommen.‘
Das Thema finden wir in zahlreichen Variationen:
18.... ‚denn wo der Anfang ist, da wird das Ende sein. Selig wer  am Anfang stehen wird, und er wird das Ende erkennen. Und den Tod nicht schmecken. Selig der, der war, ehe er wurde.‘
In dieser Beziehung deckt sich auch der Inhalt des Thomas-Evangeliums mit den Oden des Salomo. Das Thomas-Evangelium spricht davon, wie man das wahre Menschsein finden und zum Anfang zurückkehren kann. In den Oden erkennt sich der Mensch sofort selbst wieder in Christus. Das Evangelium   hingegen vermittelt, dass sich der Mensch bemühen muss. In sich selbst soll der Mensch sein wahres Menschsein finden.
3 ...‘wenn ihr euch selbst erkennen werdet, werdet Ihr erkannt werden. Und Ihr werdet wissen dass ihr Söhne des lebendigen Vaters seid‘.
67... ‚wer alles erkennt, nur sich selbst nicht, verfehlt alles.‘
Nach dem Inhalt des Thomas-Evangeliums ist Jesus gekommen um den Menschen nahe zu legen, das wahre Menschsein in sich selbst zu erkennen. Der Weg zurück ins Paradies zum gottgleichen Zustand kann nahezu tatenlos beschritten werden, mit einer einzigen Ausnahme, nämlich der Auflage, dass er so lebt wie Adam im Paradies lebte. Er muss allein bleiben, ein „Einziger“ sein, denn nur die „einzig“ gehen, können in das Reich Gottes eingehen.
49..... selig die Einzigen und die Auserwählten, denn ihr werdet das Königreich (Paradies) finden, denn Ihr kommt von ihm her ihr werdet wieder dorthin gehen.
Im Thomas-Evangelium ist die  einzige Möglichkeit zur Rückkehr in das Paradies das Werden zum ‚Einzigen‘. Aber was versteht das Thomas Evangelium unter dem Begriff ‚einzig‘ ganz konkret? Was gemeint ist, steht unmissverständlich fest. Der Einzige ist der Unverheiratete.
22. .... wenn ihr die zwei zu einem macht und....... wenn ihr das Männliche und das Weibliche zu einem einzigen machen werdet, so dass das Männliche nicht männlich und das Weibliche nicht weiblich sein wird,...... dann werdet Ihr ins Königreich eingehen.
114.... jede Frau, die sich zum Mann machen wird, wird in das Königreich der Himmel eingehen.
Das zu einer Geschlechtsgemeinschaft vereinte Paar wird nicht als etwas Gemeinsames, sondern als etwas voneinander Getrenntes verstanden. Erst wenn der Mensch wie der paradiesische Adam nach Gottes Ebenbild beide Geschlechter in sich vereinigt, wenn er zum geschlechtslosen Wesen wird, ist das Hindernis für die Rückkehr zum Paradies und den Urzustand beseitigt. Adam galt vor der Erschaffung Evas  als ein mann-weibliches Wesen, weil es im 1. Buch Mose, Kap. 1 Vers 27 heißt:
‚Gott schuf den Menschen als einen Mann und eine Frau.‘.
Daher, so meinte man, müsse der Mensch zum geschlechtslosen mann-weiblichen Zustand zurückkehren, bei dem das Geschlecht nicht mehr erkennbar ist. Dass die jüdischen Schriftgelehrten, wenigstens mehrheitlich, den gegenteiligen Schluss aus der erwähnten Textstelle zogen, sei hier nur nebenbei vermerkt. Die meisten Rabbiner waren der Ansicht, dass der wahre Mensch verheiratet sein soll, wie sich aus 1. Buch Mose, Kap. 1 Vers 28 ergibt:
‚Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan ...‘

Das Thomas Evangelium jedenfalls predigte die geschlechtliche Enthaltsamkeit, das zum „Einzigen“ werden als Weg zurück ins Himmelreich, aber die Kirche des Westens hat es  ausgestoßen. Da nimmt es wunder, dass seine theologisch philosophischen Erklärungen zur Forderung nach widernatürlich erzwungener Geschlechtslosigkeit dennoch, wenigstens im praktischen Ergebnis von der westlichen Kirche übernommen wurde. Die aus dem christlichen Osten stammende Abwertung des Leibes fasste, gefördert durch die zahlreichen aus Syrien stammenden Kleriker, darunter viele Päpste, langsam im Westen Fuß , aber es dauerte einige Zeit bis aus der abstrusen Idee, durch geschlechtliche Enthaltsamkeit den Weg ins Paradies finden zu wollen, kirchenrechtlich  durchsetzbare Vorschriften werden konnten. Der Ruf nach dem priesterlichen Zölibat äußerte sich zunächst in dem Verbot der zweiten Ehe, sowie dem Eingehen einer neuen Ehe. Im Jahre 325 scheiterte in Nicäa, also auf ost-christlichem Gebiet, der Antrag auf allgemeine Einführung des Zölibates  am Widerspruch des Bischofs von Oberthebais. Aber bereits zu Anfang des fünften Jahrhunderts war es allgemein Sitte, sich zugleich mit der Bischofs Weihe von seinem Weibe zu trennen. Die Regelungen der Ostkirche sahen gemäß einer Entscheidung auf dem Konzil von 692 zwar das Zölibat für die Bischöfe vor, erlaubten aber immerhin die vor der priesterlichen Weihe geschlossene Ehe aufrecht zu erhalten. Allerdings mit der halbherzigen und unverständlichen Auflage, wenigstens vor kultischen Handlungen Enthaltsamkeit zu üben. Diese Regelungen sind bis heute in der Ostkirche unverändert erhalten geblieben.
In Europa förderte das Aufkommen der Mönchsorden den Zölibats-Gedanken wesentlich. Nur Unverheiratete kamen für die höheren kirchlichen Ämter in Betracht. Die Bischöfe pflegte man in der Regel aus der  Kloster-Geistlichkeit auszuwählen. Immer wieder wurde in den Provinzial-Synoden die Forderung erhoben, das Zölibat für die gesamte Geistlichkeit kirchenrechtsverbindlich zu machen. Schließlich taten die, unter Hildebrants Einfluss stehenden Päpste den entscheidenden Schritt. Von nun an sollte der geweihte Priester, der das Sakrament zu zelebrieren hatte, ebenso wie die Laien, die das Sakrament von ihm empfingen, dem Bann verfallen. 1139 erklärte das zweite Lateran-Konzil die Ehen von  geweihten Geistlichen für ungültig. Die Gegner des Zölibats belegte man auf dem Konzil von Trient mit dem Bann. Die heutige kirchenrechtliche, durch den Codex jur. can. festgelegte Regelung verpflichtet den Priester, der die höhere Weihe empfängt, zur Ehelosigkeit und Keuschheit. Verheiratete dürfen die Priesterweihe nicht empfangen. Der Verheiratete kann jedoch päpstlichen Dispens erhalten, allerdings ist die nicht vernünftig nachvollziehbare Voraussetzung, dass eine junge Frau ins Kloster geht, oder eine ältere sich durch Keuschheits-Gelübde bindet. Diese derivathandelartige Ersatzleistung  gibt Einblick in das klerikale, von machtpolitischen Streben erfüllte Denken der Kirche. Auch in der modernen Zeit hat die katholische Kirche das Zölibat in schroffer Form für den Priesternachwuchs gefordert. Die angehenden Priester haben vor Empfang des Subdiakonats, Diakonats und Presbyterats eine durch Eid bekräftigte Erklärung abzugeben, dahingehend, dass sie das Zölibat im Rahmen der kirchlichen Standesvorschriften achten und einhalten werden. Nun ist das Zölibat als solches jedermann bekannt. An die Ehelosigkeit der katholischen Priester hat man sich gewöhnt.
Aber warum die priesterliche Keuschheit verlangt wird, welchem Zweck sie dienen soll, und welcher theologisch philosophische Hintergrund besteht, bleibt verborgen.
Was soll die Kirche dazu sagen? Soll sie sagen: „Wir orientieren uns am Inhalt des von uns ausgegrenzten Thomas-Evangeliums.“
Sollen die Priester dem Laienvolk sagen: „Wir erhoffen uns durch die Keuschheit, auf direktem Wege lange vor euch ins Paradies zu kommen, während ihr Unkeuschen, die wir stets zur Ehe auffordern, auf der Strecke bleibt.“
Oder sollen sie einfach bekennen, dass sie eine von Homoerotik getragene Männerorganisation in ihrem Sinne „rein“ erhalten wollen?
Da drängt sich mir unwillkürlich die orientalische Parallele der Mameluckenherrschaft auf. Die im 18. Jahrhundert in Ägypten  durch eine Revolte zur unumschränkten Macht gelangte Truppe ehemaliger, im Kaukasus rekrutierter Soldatensklaven blieb ehelos, allerdings nicht keusch. An Frauen war ihnen nichts gelegen. Um nicht auszusterben, holten sie sich ihren tscherkessischen Nachwuchs im jugendlichen Alter regelmäßig und ausschließlich aus den kaukasischen Bergen. Das gesamte Personal des staatlichen Machtapparates war in ein geregeltes homoerotisches Beziehungsgeflecht eingebunden.
Bei diesem Vergleich werden unsere Kleriker lauthals protestieren.
Sollen Sie! Solange mir niemand eine plausible Erklärung für die Sinnhaftigkeit der priesterlichen Ehelosigkeit geben kann, scheint mir in ihm die einzige vernünftig nachvollziehbare Erklärung zu liegen.

©Karl-Heinz Hoffmann   
Ermreuth, 3.2.2010


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OPERATIVE PSYCHOLOGIE


Geheimdienste aller Herren Länder arbeiten grundsätzlich mit hochkriminellen Methoden.
Heimtückische Mordanschläge sind geheimdienstlicher Alltag. Fidel Castro sollte mit vergifteten Zigarren ermordet werden. Dudajew erreichte eine Rakete auf dem Leitstrahl seines Handys. Und die israelischen Mossad-Killer genieren sich noch nicht einmal, ins Fernsehbild zu steigen und sich mit den erfolgreich ausgeführten Mordaufträgen zu brüsten. Dabei kommt es auch nicht darauf an, wenn so ganz nebenbei - wie in Skandinavien - der Falsche, ein völlig Unbeteiligter, umgelegt wird. Das sind eben die bei der geheimdienstlichen Routinearbeit unvermeidlichen Kollateralschäden. Gekidnappt wird sowieso überall auf der Welt, darum kümmert sich kaum noch jemand.
Und unsere deutschen Dienste? Wir nehmen an, dass sie der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet sind, aber niemand weiß, in welchem Maße sie von ausländischen Geheimdiensten unterwandert sind und von diesen fremden Mächten initiierte, operative Maßnahmen zulassen und unterstützen.
Wir haben in der letzten Zeit viel über die Methoden der Stasi gehört. Die subtilen Repressionsmethoden gipfelten im Konzept der Zersetzung, auch operative Psychologie genannt. Es handelte sich dabei um Methoden, mit deren Hilfe man versuchte, Menschen seelisch, beruflich, sozial oder moralisch zu zerstören. Das reichte von Rufmordkampagnen bis zur Organisation beruflicher Misserfolge. (Quelle: Focus Nr. 36/10 vom 6.September 2010, Seite 96)
Glaubt jemand ernsthaft, unsere westlichen Dienste würden auf die Anwendung von Methoden solcher Art verzichten? Der ehemals oberste bayerische Verfassungsschützer Dr. Langemann war noch 1980, also zur Zeit des Oktoberfestattentates, Leiter der Abteilung „positiver Verfassungsschutz“. In einer positiv operierenden Abteilung wird nicht nur beobachtet, da wird operativ gearbeitet. Da werden Situationen professionell gestaltet. Im Ergebnis wird eine systemkritische für das Establishment gefährlich erscheinende Person, oder ein solcher Personenkreis durch gesellschaftliches Ausbremsen bewirkende Diffamierung unschädlich gemacht. Davon, wie erfolgreich die Methode der „operativen Psychologie“ angewendet wird kann ich ein Lied singen.
Verfassungsschutz
Ein andres Wort für Schnüffelschmutz
Ja wenn es nur ums Schnüffeln ginge,
wär‘s auch nicht schön, doch hinzunehmen.
Doch es ist leider schlimmer -
nicht nur verwanzt sind unsre Zimmer.
Aktiver Psychokrieg bedroht uns ständig
man ist schon tot, trotzdem lebendig,
wenn man vom Psychokrieg betroffen,
kann man nicht mehr auf Ruhe hoffen.

©Karl-Heinz Hoffmann
26.10.2010


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