Hoffmann

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Eigene Schriften 1






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Nun, nachdem ich mich mit der kritischen Bearbeitung der Oktoberfestlegende öffentlich zu Wort melde, wird man sagen, na ja, er will sich halt rechtfertigen.
Und damit sagt der Volksmund endlich etwas Richtiges. Natürlich will ich mich von dem künstlich erzeugten Verdacht befreien.
Das ist gar keine Frage und es ist mein gutes Recht.
Und ich möchte auch dem geschändeten Ansehen der ehemaligen deutschen WSG entgegen wirken und nicht zuletzt auch die ungerechtfertigte Belastung der ‚Deutschen Rechten‘, die ohne Schuld von ihren Gegnern mit einbezogen wird, obsolet werden lassen.
Karl Heinz Hoffmann
Januar 2013
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WAS WÄRE BEI 5% ?
Was würde geschehen, wenn die NPD bei der nächsten Bundestagswahl 5% Stimmenanteil erhalten würde?
So so, Ihr meint, dann würden Eure Kandidaten in den Bundestag einziehen?
So einfach dürft Ihr Euch das nicht vorstellen. Bei 5% Stimmenanteil wird erst einmal 1% oder wenigstens ein halbes Prozent in stillschweigendem Einverständnis von den Wahlhelfern weggeschummelt. Das geht ganz automatisch, ohne dass es einer Anweisung bedarf, weil Euch keine der am Wahlvorgang beteiligten Parteien mit im Rennen haben möchte. Na gut, dann müssen wir eben auf 6% kommen, so meint Ihr. Das wird auch nicht reichen.
Ein Wahlergebnis ist wie eine Wirtschaftsbilanz, bis zu einem gewissen Grad immer manipulierbar, besonders wenn sich die Wahlhelfer der verschiedenen miteinander konkurrierenden Parteien darüber einig sind, welcher Konkurrent ausgetrickst werden soll. Das Schummeln wird allerdings mit steigendem Stimmenanteil der ungeliebten Partei schwieriger. Die NPD müsste wahrscheinlich wenigstens 7% erringen, damit ihr die notwendigen 5% bleiben, denn die Schummelei hat auch ihre Grenzen.
Nun nehmen wir einmal rein hypothetisch den für den Augenblick unwahrscheinlichen Fall an, die 7% Stimmenanteil würden erreicht und man müsste, sofern man sich das Problem nicht durch ein Parteiverbot vom Halse schaffen kann, die Abgeordneten der NPD in den Bundestag einziehen lassen. Hättet Ihr dann wirklich schon etwas gewonnen?
Es käme sehr darauf an, von welchen Personen Eure Partei im Bundestag vertreten wird. Die Bundestagsdebatten werden vom ganzen Volk gehört und das Volk jubelt nicht nur. Und bedenkt dabei auch, dass Ihr nur von 7% der Wählerschaft gewählt wurdet. Der Rest wird Euch feindlich gegenüberstehen. Darauf müsstet Ihr in Euren politischen Aussagen Rücksicht nehmen und das wiederum würde in den eigenen Reihen als Verwässerung der ursprünglichen Ideale angesehen und würde Streitigkeiten bedeuten. Möglich, dass ein glänzender Wahlsieg die Querelen überstrahlt und dämpft, aber auf jeden Fall hättet Ihr das Schlimmste noch lange nicht hinter Euch.
Das Schlimmste kommt später und es bleibt keiner Partei erspart, die als ursprüngliche Außenseiterin durch permanenten Stimmenzugewinn zu einer beachtenswerten Größe aufsteigt. Was ich Euch zu erklären versuche, hat mit dem Programminhalten der Partei wenig zu tun, es würde genauso gut auf die Linke Partei zutreffen.
Irgendwann könnte die Partei bei geschickter Strategie und brillanter Darstellung ihrer Akteure in eine Größenordnung vorstoßen, die sie als mögliche Koalitionspartner ins Spiel bringt. Um als Koalitionspartner akzeptabel zu sein, ist allein die Anzahl der Wählerstimmen ausschlaggebend. Bei 25 % Stimmenanteil würde die „nationaldemokratische Kröte“ von den zur Macht strebenden christlichen Rechtsparteien geschluckt, dessen bin ich mir sicher. Aber genau an diesem Punkt, wenn er denn jemals erreicht würde, käme das Hauptproblem. Um als Koalitionspartner akzeptiert zu werden, müsste nun wiederum die NPD nicht nur eine Kröte schlucken, sonder sehr viele, eine nach der anderen.
Na gut, wenn es nicht anders geht, dann schluckt Ihr eben, irgendwie wird wohl auch eine Kröte verdaulich sein.
Das schon, aber welche Wandlung müsste Eure Partei durchmachen?
Was bliebe unter dem Strich übrig?
Das beste Beispiel für den geschilderten Prozess der politischen Metamorphose nach dem Erreichen der Koalitionsfähigkeit ist die Grüne Partei. Vor 20 Jahren hätten ihre Anführer vehement protestiert, wenn man ihnen unterstellt hätte, irgendwo auf der Welt einen Krieg zu befürworten. Und was haben wir erlebt? Die ehemals als Protestpartei angetretene Grüne Partei hat ist im Bundestag zur ja sagenden Systempartei mutiert. Zwar murrt das grüne Fußvolk, aber es erkennt auch, dass die Wandlung zur gewissenlosen Systempartei der unabdingbare Preis für die Teilnahme an der Machtausübung ist.
Ich denke, es ist deutlich geworden, was ich Euch sagen will. Wählen sollt Ihr trotzdem nach Eurem Herzen. Wem das Herz links schlägt, der soll ruhig links wählen und wer national empfindet, der soll rechts wählen. Es nützt zwar nichts, aber was nichts nützt, schadet auch nicht.
Von dem was man sich manchmal antut, ohne am Ende eine Nutzen davon gehabt zu haben, handelt ein jüdischer Witz:
Abraham und Isaak gehen auf einer Wiese spazieren. Da sieht Abraham einen dicken fetten ekligen Frosch. Immer zu Späßen aufgelegt sagt er zu seinem Weggenossen: „Isaak siehste den Frosch dort?“ Issak nickt mit dem Kopf. „Kriegst von mir 10 Rubel wenn du frisst den Frosch lebendig!“ Isaak ist gerade sehr schlecht bei Kasse. Die 10 Rubel könnten ihn aus der momentanen Verlegenheit retten. Kurz entschlossen packt er den Frosch und stopft ihn sich in den Mund. Der Frosch rutscht die Gurgel hinunter und rudert in Isaaks Bauch, dass dem ganz schlecht wird, aber er verzieht keine Miene. Er hält nur Abraham die Hand hin und lässt sich die 10 Rubel geben. Nun denkt sich Abraham, so schlimm kann es gar nicht gewesen sein. Er ärgert sich, den Vorschlag zum Froschfressen gemacht zu haben und trauert seinen verloren 10 Rubel nach. Isaak hingegen denkt sich, wenn er gewusst hätte, wie schauderhaft es ist, einen rudernden Frosch im Bauch zu haben, hätte er ihn niemals, auch nicht für 100 Rubel gefressen. Die beiden gehen eine Weile schweigend nebeneinander her, bis schließlich Isaak sagt: „Du Abraham, kriegst von mir auch 10 Rubel, wenn du frisst ein Frosch lebendig.“ Abraham frohlockt, denn nun kann er den Verlust wieder ausgleichen. Packt einen Frosch und schlingt ihn hinunter und kassiert 10 Rubel. Nun gehen beide schweigend des Wegs. Jeder einen Frosch im Bauch. Nach einer Weile bleibt Isaak stehen und fragt: „Du Abraham, kannst du mir sagen, warum haben wir eigentlich gefressen die Frösch?“
Wenn man auf Grund politischer Sachzwänge zum schlucken von „Kröten“ gezwungen ist, hat man die zwar nicht im Magen, aber schlecht fühlt man sich ebenso und erreicht hat man am Ende doch nichts.
Mit Idealen ist man in den Ring gestiegen und bewegt sich am Ende als ideologisch deformierter Akteur innerhalb der festgefügten Grenzen der Polit-Arena. Und weil eine Arena rund ist, bewegt man sich nur im Kreis. Eine andere Entwicklung lässt das System der parlamentarischen Demokratie nicht zu.

Karl-Heinz Hoffmann
05.06.2011



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WARTEN AUF DEN POLITISCHEN MESSIAS?

Außer den Gebenedeiten des Wachstumswahnsinns, den Ackermanns, den Zumwinkels und den parteiamtlichen Interpreten der Verschleißwirtschaft, ist in unserem Land kaum noch jemand mit den Verhältnissen zufrieden. Wenn Wahlen anstehen, wählt man in Ermangelung wirklich unterstützungswerter Programme immer nur „das kleinere Übel.“
So hält sich im einfachen Volk, aber besonders in den deutschnationalen Kreisen die Hoffnung auf einen Erlöser von den kleineren und größeren Übeln. Ein politischer Messias müsste kommen und endlich Ordnung schaffen. Dringt man tiefer in die Seele des Volkes ein, so schält sich manchmal eine Vorstellung heraus, die bei aller Variationsbreite der verschiedenen Standpunkte, letztlich an dem real erlebten Ordnungsstaat des III. Reiches anknüpft.
Zwar wünscht man sich, von einigen am äußersten rechten Rand angesiedelten Ultras abgesehen, die Judendiskriminierung nicht zurück, wozu auch, man hat ja längst ein Ersatzvolk gefunden auf dem man beliebig herumhacken kann, aber sonst, so hört man des Volkes Stimme, war doch alles gar nicht so schlecht. Wie oft habe ich gehört: „Wenn wir einen Hitler hätten, und wenn er nur so groß wie ein Daumen wäre, wir würden ihn mit der Flasche aufziehen.“
Das deutsche Volk wünscht sich eine Staatsführung der „alten Art“. Das Volk stellt sich die Errettung aus dem Chaos im Rahmen der Richtlinien einer vergangenen, nicht wiederholbaren Epoche vor.
Und genau deshalb wird es seine Erlösung nicht finden.
Wer das Modell des III. Reiches unmodifiziert als Zukunftslösung propagiert, ist eben nur ein Apologet, nur ein unfruchtbarer Nachahmer, ohne die gestalterische Kraft der eigenen zündenden Ideen. Das Reich Adolf Hitlers als ideologisch getreue Kopie wieder erstehen lassen zu wollen, ist vergleichbar mit dem Versuch eine Nachgeburt aufzuziehen. Die Welt hat sich kolossal verändert. Um künftig in der veränderten Umwelt bestehen zu können, genügt der Rückgriff auf Rezepte der Vergangenheit nicht.
Eine Neugeburt ist jederzeit möglich. Die Nachgeburt aufpäppeln zu wollen, ist verlorene Liebesmühe. Neulich schrieb eine nationale Gruppe aus Norddeutschland:
„Wir rufen nicht nach der Vergangenheit, wir fordern die Zukunft ein“. Das hat mir gefallen. Es ist aber nur ein Funke, der nichts findet, das er entzünden könnte.

Karl Heinz Hoffmann
09.05.2011



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FÜRCHTET MAN MEINE IDEEN ZUM IDEALEN STAAT SO SEHR?


Das im Jahr 1973 verfasste und kurz darauf den Ermittlungsbehörden in die Hände gefallene 1. Manifest zur Rational-Pragmatischen Sozial Hierarchie
(vgl. Fundstelle in der Website unter „Manifest“)
muss dem, als Vertreter der internationalen Hochfinanz agierenden politischen Establishment der Bundesrepublik Deutschland gehörig in die Knochen gefahren sein. Wie anders wäre es sonst zu erklären, dass man in geradezu bornierter Weise versucht, das mir gewaltsam übergestülpte Klischee des Super-Nazis auf Biegen und Brechen aufrecht zu erhalten?
Müsste man nicht eigentlich zufrieden sein, wenn ich klarstelle, niemals nationalsozialistisches Gedankengut befürwortet zu haben? Da hätte man doch ein Problem weniger, so sollte man meinen.
Aber so einfach liegen die Dinge nicht.
Es stellt sich doch die Frage: „Bekämpft man die Neonazis, weil man sie nicht akzeptieren kann, oder braucht man sie, um sie bekämpfen zu können?“
Ist die Zurschaustellung des permanenten Kampfes gegen „Rechts“ für das politische Establishment nicht nur routinemäßige Pflichtübung, sondern vielleicht eine politische Notwendigkeit? Ebenso notwendig wie ultrazionistischen Kreisen ein gewisses Quantum an „Risches“ für die Entfaltung des Staates Israel notwendig erscheint? Wäre es ein Vorteil, oder ein Nachteil für die Zionisten, wenn der Antisemitismus in Deutschland vollkommen erlöschen würde?
Dank der Schwemme des aus Amerika stammenden NS-Hetzmaterials werden der deutschen Staatsgewalt die „nützlichen Idioten“ nicht so schnell ausgehen.
In meinem ganz persönlichen Fall wäre die sachgerechte Klarstellung zu meinen politischen Ansichten und zu meinem Weltbild zugegebenermaßen eine gewisse Gefahr für die Herrschenden. Sie könnten meine Ideen zum Idealen Staat nicht mehr so einfach unterdrücken. Was ein „Nazi“ hervorbringt, muss schlechterdings von vorneherein indiskutabel sein. Darüber braucht man gar nicht erst nachzudenken. Kommen aber die ruhestörenden Ideen von jemandem, den man weder rechts noch im klassischen Sinne links einordnen kann, dann haben die, nach internationaler Regie auf der Berliner Bühne agierenden Komödianten ein erhebliches Problem, wenn die Vision einer besseren Zukunftsgestaltung über ein geeignetes Forum der Bevölkerung vermittelt werden kann.
Genau das war von Anfang an die Sorge der Etablierten und genau deswegen musste ich zum Neonazi gestempelt werden. Die gewaltsame Metamorphose vom Systemkritiker und Visionär zum Neonazi konnte bisher als erfolgreich abgeschlossen gelten. Die Komplettsammlung der über mich verbreiteten Fehlinformationen und Lügen wird demnächst in meiner Web-Site säuberlich geordnet bei Bedarf für jedermann einsehbar sein. Ob das für alle Zeiten so bleiben muss, ist offen. Bisher hatte man nichts zu fürchten, da ich war Jahrzehnte lang politisch vollkommen abstinent war. Damit ist nun Schluss, und zwar deshalb, weil das politische Mobbing ein nicht mehr hinnehmbares Ausmaß erreicht hat.
Man kann eine Sache auch überreizen und genau das ist geschehen. Darauf hat man sich einzustellen.

Karl-Heinz Hoffmann
04.06.2011



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STAATSANWALT BRUNNER EIN TERRORIST?


Staatsanwalt Brunner bei der Staatsanwaltschaft Bamberg hat es für richtig gehalten, eine von mir gegen die Internetenzyklopädie Wikipedia gerichtete Strafanzeige einzustellen. Ich hatte mich gegen die veröffentliche Bezeichnung „Terrorist“ gewandt.
Ich vertrat die Auffassung, wenn jemand als Terrorist bezeichnet wird, dann ist das auf jeden Fall eine Tatsachenbehauptung. Wird die Bezeichnung auf jemanden angewendet, der niemals wegen Terrorismus verurteilt wurde, dann ist das eine unwahre Tatsachenbehauptung, die auch erhebliche, konkrete Nachteile für den Betroffenen mit sich bringt und somit strafbar ist.
Nun hat Staatsanwalt Brunner meine Strafanzeige gegen das Wikipedia-Forum eingestellt. Er meint, die Einordnung „terroristisch“ sei keine Tatsachenbehauptung, sie stelle lediglich ein Werturteil dar. Dann folgen Erörterungen zu Auszügen aus der WSG-Verbotsverfügung vom 30. Januar 1980. Aber in eben dieser Verbotsverfügung wird der Vorwurf des Terrorismus nicht erhoben. Im Übrigen sind ministerielle Verbotserlasse keine Gerichtsurteile. Sie fußen auf Vermutungen und Einschätzungen und obskuren Agenten-Berichten, die niemals verifiziert werden. Tatsächlich sind in dieser Verbotsverfügung die dort verwendeten Dokumente zu meinem Nachteil sinnwidrig verfälscht worden. Für den ministeriellen Erlass reicht das, für ein ordentliches Gerichtsverfahren nicht.
Was man auch immer an gegen mich gerichteten Vorwürfen für den damaligen Innenminister zusammengetragen hat, der Vorwurf terroristischer Aktivitäten war jedenfalls nicht dabei. Das Vereinsverbot führte überhaupt keine strafrechtlich relevanten Vorwürfe im Kielwasser.
Vgl. Anlage 1: Zeitungsausschnitt Süddeutsche Zeitung vom 31. Januar 1980

Heinrich Böll sagte einmal sinngemäß, Gewalt könne sich auch verbal ausdrücken.
Ich meine, jeder gerecht denkende Bürger wird mir beipflichten, wenn ich mich der Auffassung Heinrich Bölls anschließe.
Wenn ich die, mir von StA Brunner erteilte Lektion richtig verstanden habe, dann darf ich ihn analog seiner eigenen Argumentation Terrorist nennen, denn er hat das Recht gebeugt, indem er zu meinem Nachteil die Rechtsbegriffe verdreht und eine strafbare Handlung nicht nur unverfolgt gelassen, sondern auch noch für rechtens erklärt hat. Da nach der Rechtsmeinung des StA Brunner die Bezeichnung Terrorist keine Tatsachenbehauptung, sondern nur ein von Art. 5, Abs.1 GG geschütztes Werturteil darstellt, dürfte ich mir analog dieser Argumentation erlauben, den Staatsanwalt Brunner „Terrorist“ zu nennen.
Ich kann aber auf diese billige Retourkutsche verzichten. Staatsanwalt Brunner ist sicher kein Terrorist, er ist wohl nur unfähig die Rechtslage richtig zu erkennen.
Soviel für heute. Mir reicht es. Ich habe die Nase voll!
Keine Sorge ich werde mich schnäuzen.

Karl Heinz Hoffmann
24.04.2011






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FASCHISMUS - WAS IST DAS?

Am 8.März schrieb mir eine Frau: „Der Neue Faschismus wird nicht sagen, ich bin der Faschismus. Er wird sagen ich bin der Antifaschismus. (Zitiert nach Ignazio Silone)“
Die Frau erwartet dazu eine Antwort von mir. Was soll ich sagen? Gregor Gysi würde jetzt wahrscheinlich sagen: Es kommt zunächst erst einmal darauf an, was man unter Faschismus versteht. Wenn wir debattieren, ohne vorher die Begriffe abgeklärt zu haben, wenn wir nicht wissen, welche Inhalte der Gesprächspartner dem zur Diskussion gestellten Begriff unterlegt, dann werden wir unweigerlich aneinander vorbei reden.
Im Zusammenhang mit dem Begriff Faschismus hat sich eine Begriffsverschiebung ergeben. Es ist leider üblich geworden, unter Faschismus ganz einfach Gewaltherrschaft und staatlich sanktionierte politische Kriminalität zu verstehen. Das sind Merkmale entarteter Staatsformen, die natürlich in faschistischen Systemen vorkommen können, aber eben nicht unbedingt spezifisch faschistisch sind, sondern auch in anderen Staatsformen zu beobachten sind. Demokratie, Monarchie, Kommunismus oder Theokratie können Gewaltherrschaft und politische Kriminalität nicht ausschließen. Alle Staaten, besonders die mächtigen, neigen nach längerem Bestehen zur Entartung.
Mit Faschismus in des Wortes ursprünglicher Bedeutung hat das nichts zu tun. Im Prolog des von mir 1972 verfassten Büchleins „Verse und Gedanken eines deutschen Patrioten“ schrieb ich:
„Wer mich Nazi nennt, beweist damit nur, dass er mich nicht verstanden hat. Die Bezeichnung Faschist, wenngleich nicht zutreffend, beleidigt mich nicht, da ich sie im ursprünglichen, leider nur Wenigen bekannten Sinn auffasse.“
Das prinzipielle Merkmal des faschistischen Staates ist die nicht demokratische Führerstruktur. Um nicht gleich wieder missverstanden zu werden, damit ist nicht die Lenkung des Staates durch „einen Führer“ gemeint sondern die Steuerung der Staatsangelegenheiten durch nicht gewählte sondern auf dem Wege der Beförderung eingesetzte Verwaltungspersonen. Das Prinzip ist uns aus den Bereichen Militär und Justiz bekannt. Eine extrem nationalistische, die praktischen Staatsgeschäfte begleitende Ideologie schien zwar den faschistischen Staaten der Vergangenheit immanent zu sein, aber das muss nicht zwingend der Fall sein, um von Faschismus sprechen zu können. Das Prinzip des übernationalen europäischen Faschismus repräsentierte der englische Faschistenführer Sir Oswald Mosley, der in England, etwa zur gleichen Zeit wie Mussolini in Italien eine beachtliche faschistische Bewegung ins Leben gerufen hatte. Im Vorwort zu seinem auto-biographischen Buch mit dem Titel „Weg und Wagnis“ schrieb Mosley:
„Vor allem anderem Europa! Das ist die Forderung dieses Buches, und es ist das Hauptziel meines Lebens gewesen. Dieser Idee habe ich nicht nur mit Worten gedient, sondern ihr mein Tun und Handeln, jedes persönliche Interesse untergeordnet.“ Der Mosley-Faschismus unterschied sich vom National-sozialismus dadurch, dass er die notwendige Volksgemeinschaft nicht von rassi-schen Gesichtspunkten abhängig machte. Vom Mussolini-Faschismus der ebenfalls kein Rasseprogramm kannte, unterschied sich der Mosley-Faschismus nur in der strategischen Dimension. Mussolini trachtete danach, das antike römische Im-perium mit dem Mittelmeer als Zentrum wieder herzustellen, was natürlich auch die ehemals römischen afrikanischen Provinzen mit einschloss.
Mosley richtete den Blick nur auf Europa, wobei den überseeischen britischen Gebieten eine Sonderrolle zugedacht war. Mosley wurde während des Zweiten Weltkrieges in England inhaftiert, weil man nur allzu gerne seine zeitgeschicht-lichen Begegnungen mit Mussolini und Hitler dazu benutzte, ihn der Kollaboration zu verdächtigen, um seine faschistische Bewegung in England verbieten zu kön-nen.
Der spanische Staat unter Franco war die reinste Form des verknöcherten Klerikal-Faschismus, der schließlich wieder zur längst geschichtlich überholten Monarchie führte. Freilich mit einem demokratisch geknebelten Monarchen ohne Macht. Wegen der Entfaltung innerhalb einer demokratischen Ordnung eigentlich zu Unrecht als faschistisch bezeichnete Nebentriebe der Falange-Bewegung im Libanon sind zu unbedeutend, um sie weiter zu analysieren.
So nun wisst ihr, was ich unter Faschismus verstehe und ihr werdet nun auch verstehen, dass ich mich 1972 nicht beleidigt gefühlt habe wenn ich als Faschist bezeichnet wurde, denn ich habe mir den Mosley-Faschismus vorgestellt und ich konnte darin nichts Verwerfliches erkennen. Das Streben nach einem wirklich schrankenlos vereinten Europa sollte heutzutage nur positiv bewertet werden. Die Staatslenkung auf andere als demokratische Weise gilt als unerwünscht, weil es die Macht des global vagabundierenden Kapitals gefährdet.
Solche Vorstellungen sind nicht nur unerwünscht, sie wären auch, sobald ihre praktische Umsetzung propagiert würde, strafbar, und deshalb nicht zu empfehlen.

Soviel zum Thema Faschismus

Karl Heinz Hoffmann
07.04.2011




HITLERS RASSEDENKEN

Wer ein friedliches Zusammenleben mit seinen Mitmenschen anstrebt, wer der Verletzung andersartiger Menschen entgegenwirken möchte, und wer die Eliminierung absurder und gefährlicher, friedenstörender Rassebewertungs-Theorien vorantreiben möchte, der darf sich nicht nur über die Geisteshaltung der „Rassenhygieniker“ entrüsteten, er sollte auch die den Irregeleiteten als geistige Grundlage dienende Argumentation kennen.
Dabei ist es mit einem bloßen, ärgerlichen zur Kenntnis nehmen nicht getan. Die Argumente sind zu untersuchen und ihre geringe Stichhaltigkeit aufzuzeigen.
Man wird auf die Dauer der dialektischen Auseinandersetzung mit den Befürwortern der „Rassereinerhaltung“ als vermeintlich einzige Möglichkeit des kulturellen, letztlich auch staatlichen Überlebens, nicht aus dem Wege gehen können.
Es sei denn, es gäbe reale politische Gründe für die ewige Pflege „ultrarassistischen Gedankengutes“. Zu vermuten, solche Gründe könnten vorhanden sein, ist keineswegs abwegig, ein Blitzableiter ist immer gut und ein gewisses Maß an
Risches befördert bekanntermaßen israelische Interessen. Aber die realpolitischen Interessen staatstragender Institutionen können in der hier angestrebten sachlichen Bearbeitung dieses außerordentlich schwierigen Themas unbeachtet bleiben.
Die durchgehende Sachlichkeit ist unabdingbares Gebot, wenn die Arbeit der Völkerverständigung im Allgemeinen und der dialektisch-kritischen Auseinandersetzung mit den Verfechtern der wissenschaftlich nicht unterlegbaren Rasse-Bewertungs-Theorie nützlich sein soll.
Mit polemischen Angriffen auf jene, die überzeugt werden sollen, wird man keine geistige, sondern bestenfalls eine gewalttätige Auseinandersetzung zu Wege bringen. Strafgewalt ist auch Gewalt.
Man soll sich dabei im Klaren sein, dass auch juristische Strafverfolgung, mag sie auch noch so gut formaljuristisch begründbar erscheinen, keine Lösung des eigentlichen Problems darstellt.
Im Gegenteil, der für seine Gesinnung Bestrafte, dem man lediglich die Strafbarkeit seiner Geisteshaltung, nicht aber den mangelnden Sinngehalt vorhält, wird den Eindruck gewinnen, die Inhalte seiner ideologischen Überzeugung seien ihm nicht zu widerlegen.
Personen die im einundzwanzigsten Jahrhundert fest an die Überlegenheit einer Rasse und an den unausweichlichen Niedergang eines Volkes im Falle der Überfremdung glauben, werden als „ewig Gestrige“, „Unbelehrbare“ bezeichnet.
Aber wer hat jemals den Versuch gemacht, sie zu belehren?
Anstelle der notwendigen Belehrung stand bisher nur die blanke Strafverfolgung und Medienhetze. Sich mit den Vorstellungen der „ewig Gestrigen“ ernsthaft auseinander zu setzen, hält man offensichtlich für unnütz. Wir müssen uns eingestehen, dass niemals der ernsthafte Versuch gemacht wurde, die angeblich Unbelehrbaren zu belehren, demzufolge wissen wir auch nicht, ob die Unbelehrbaren vielleicht nicht doch belehrbar sein könnten.
Worin besteht eigentlich das Problem? Warum leisten wir nicht Überzeugungsarbeit, anstatt immer nur zu moralisieren und am Ende zu bestrafen.
Warum haben die professionellen Verfolger unerwünschter und gefährlicher Theorien so wenig Vertrauen in die Durchschlagskraft ihrer Argumente?
Und warum stößt man die Fehlgeleiteten, die man überzeugen müsste, durch Verbote, Bestrafungen und polemisch vorgetragene, abwertende Wortwahl bei der Berichterstattung über ihre Aktionen, ja schon über ihr Vorhandensein, regelmäßig vor den Kopf? Die von unseren Politikern und der rücksichtslosen Nachrichtenkaste zur Beschreibung überspitzt völkischer Bestrebungen verwendeten, beleidigenden Formulierungen tragen ständig zur Vertiefung des geistigen Grabens bei. Die Argumentation der politischen Gegenseite ist für eine politisch agierende Person in der Regel durchaus nicht gleichgültig, aber er legt sie beiseite, wenn sie unsachlich mit Angriffen weit unterhalb der Gürtellinie vorgetragen wird.
Man wird nicht glaubwürdig, wenn man sich über die üblen Hetzartikel Julius Streichers entrüstet und selbst in der gleichen Art gegen den politischen Gegner polemisiert.
Als vor einigen Jahren die Memoiren Michael Gorbatschows in deutscher Übersetzung auf den Markt erschienen, war ich zunächst begierig, die Gedanken dieses Friedensstifters näher kennen zu lernen. Etwa ein Drittel des Buches las ich. Schon nach den ersten Seiten widerwillig, dann legte ich es beiseite. Was mich dazu bewog, war nicht die Enttäuschung über die unerträgliche Aneinanderreihung von Plattitüden, nein es war die besonders giftige Terminologie, sobald er auf die deutsche Wehrmacht zu sprechen kam. Eine wohlwollende Beschreibung der Deutschen konnte man nicht erwarten, das wäre wohl zu viel verlangt, aber der wiederholt verwendete Begriff „faschistisches Ungeziefer“ ging mir einfach zu weit. Mit der pauschalen Gleichsetzung der Generation vor mir mit „Ungeziefer“ deklassierte sich Gorbatschow in meinen Augen bedauerlicherweise zum engstirnigen „Politruk“.
Reich-Ranicki antwortete einmal auf die Frage, ob er die Deutschen, nach allem was er erlebt habe, lieben oder hassen würde:
„Ich liebe oder hasse keine Völker sondern nur Menschen. Wer heute sagt, ich liebe die Spanier sagt morgen, ich hasse die Türken“.
Warum wird Politik nicht von Leuten dieser Art gemacht, warum werden immer die Kleingeister nach oben gespült?

Besonders schlimm wird es, wenn die Bevölkerung von der Obrigkeit zum Kampf gegen ein politisches Übel aufgerufen wird. Wenn man sie ermuntert, Bürgerinitiativen zu gründen, selbstständig handelnd tätig zu werden.
So wie der nationalsozialistische Propaganda-Apparat und seine unselige Rasseideologie im Volk systematisch einen unerträglichen Vulgärrassismus gezüchtet hat, der sich vor aller Welt sichtbar, am Tag der Synagogenzerstörung und Kulturschändung manifestierte, genauso, oder doch zumindest auf dieser Linie liegt umgekehrt für jeden gerecht Denkenden das Anheizen dessen, was gestern wie heute gerne als gesundes Volksempfinden bezeichnet wird.
Zum gesunden Volksempfinden schrieb Theodor Herzl:
„Das gewöhnliche Volk hat kein historisches Verständnis und kann keines haben. Es weiß nicht, dass die Sünden des Mittelalters jetzt an den europäischen Völkern heimkommen.“
An die Adresse der im Sinn der „alten Rechten“ organisierten Zusammenschlüsse junger Deutscher gerichtet, sagte Michael Friedmann, zu einer Zeit als noch Wert auf seine Meinung gelegt wurde, in einer Talkshow:
„Wir (er meinte die Juden) mussten damals gehen. Diesmal gehen wir nicht! Diesmal gehen die anderen!“ Nach seiner Meinung haben also all diejenigen zu gehen, die (zugegeben) inakzeptables Gedankengut propagieren. Friedmann hat damit einen griffigen populistischen Spruch in die Welt gesetzt, den ich so, bei allem Respekt vor den seelischen Nachwirkungen erlittenen Ungemachs nicht akzeptieren kann. Man sollte die Hassapologeten jeglicher Couleur etwas kürzer halten und stattdessen der Versöhnung das Wort reden. Die Forderung, dass ein nicht so unbeträchtlicher Teil der deutschen Jugend für den Fall des nicht Abschwörens auf die, der Vergangenheit angehörenden, unseligen Weltbilder ihre Heimat zu verlassen hätten, weist deutliche Bezüge zur sprichwörtlichen Unduldsamkeit der Nationalsozialisten gegenüber Andersdenkenden auf. „Juden raus!“ - oder – „Nazis raus!
Kann das eine wirklich so viel besser sein als das andere?
Es wäre die Aufgabe unserer Zeit, den auf unterschiedlicher Wertzumessung beruhenden Rassismus im Allgemeinen und den plumpen Antikommunismus im Besonderen durch Überzeugungsarbeit auszuhebeln. Damit meine ich nicht das permanente Aufzeigen der Auswirkungen der Rassentheorie. Damit kann man bestenfalls erreichen, dass sich Menschen nie wieder in derartige Exzesse hinein manövrieren lassen. Mehr als die Empfindung „Soweit hätte man es nicht treiben dürfen“, kann die dauernde Erörterung von Geschehnissen in Konzentrationslagern nicht erzeugen.

Die absurde Vorstellung vom Vorhandensein einer höherwertigen und einer oder mehrerer minderwertiger Rassen ist damit nicht ausgeschaltet.
Aber genau diese Erkenntnis ist von Nöten, wenn wir Frieden unter den Menschen erreichen wollen. Während in den Vereinigten Staaten von Amerika der Gegensatz von Schwarz und Weiß im Vordergrund steht, haben wir es in Europa, und ganz gewiss nicht nur in Deutschland, vorrangig mit dem Antisemitismus zu tun und man hat den Eindruck, dass ein neuer Anti-Islamismus auf dem Fuße folgt.
Im christlichen Europa fiel der rassisch begründete Antisemitismus
(dgü) der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf fruchtbaren Boden, weil er seit tausend Jahren von den Katholiken und orthodoxen Christen bestens durch den religiös begründeten Antisemitismus vorbereitet war. Die Protestanten waren etwas weniger fanatische Antisemiten, aber völlig freisprechen kann man sie auch nicht. Selbst Martin Luther stand voll in der antijüdischen Tradition der katholischen Kirche: „Die Reihe seiner unverhüllt judenfeindlichen Schriften eröffnete Luther im Jahre 1538 mit dem Sendschreiben ‘Wider die Sabbather‘, indem er die Juden beschuldigte, sie seien verantwortlich für das Anwachsen der ketzerischen Sekten im Christentum, wie etwa der Wiedertäufer und der judaisierenden Gruppen in Mähren, die sich beschneiden ließen und den Sabbat statt des Sonntags heiligten. In den vierziger Jahren folgten dann andere Schriften und Predigten, die vor Judenhass fast überquollen,.… In seiner Schrift ‹Von den Juden und ihren Lügen (1543)› wandte er sich zwar gegen eine physische Vernichtung der Juden, forderte aber dazu auf, ihre Synagogen und Häuser zu verbrennen, ihre Bücher zu konfiszierten, ihren Rabbinern das Lehren zu verbieten, ihre Bewegungsfreiheit auf das Schärfste zu beschränken und sie statt des Wuchers zu schwerster und erniedrigendster körperlicher Arbeit zu zwingen.“…
„Grundthese… war, dass die Juden, seit sie Jesus verstoßen hatten, als Juden unrettbar des Heils verlustig gegangen seien. Ihre Weigerung, sich dem wahren reformierten Christentum anzuschließen, schien ihm (Luther)
"... endgültig ihre unheilbare Verderbtheit zu bestätigen, so dass er mit gutem Gewissen an ihnen verzweifeln› musste“.… „Die judenfeindlichen Schriften Luthers gewannen bald Einfluss auf die Politik.“
Der französische Soziologe Georges Friedmann sagte richtig:
„Nie hätte der rassische Antisemitismus die Stoßkraft erlangt, wenn nicht der religiöse Antisemitismus die Juden Jahrhunderte schlecht gemacht hätte“. Das Phänomen der religiös begründeten Judenverfolgung ist auch heute noch, wenngleich derzeit ohnmächtig und unsichtbar unter der Oberfläche lauernd, überall dort, wo gläubige Christen leben, existent. So leicht vergibt man den „Christusmördern“ nicht.
Diese Erkenntnis beschrieb Theodor Herzl:
„Die Judenfrage besteht. Es wäre töricht, sie zu leugnen. Sie ist ein verschlepptes Stück Mittelalter, mit dem die Kulturvölker auch heute beim besten Willen noch nicht fertig werden konnten.“

Aber im hier bearbeiteten Sachzusammenhang soll der religiös motivierte Antisemitismus ausgeklammert werden, er ist ohnehin kaum wirksam bekämpfbar, weil man Menschen, die in den Kategorien religiöser Gläubigkeit befangen sind, nicht mit realwissenschaftlichen oder sonstigen vernünftigen Argumenten überzeugen kann.
Das hier behandelte Thema Antisemitismus soll weitgehend auf die rassisch begründete Variante beschränkt bleiben.
Man würde Adolf Hitler zu viel der Ehre antun, wenn man ihm die Erfindungen dieser Variante, die im Dritten Reich ihren Höhepunkt erlebte, unterstellen wollte.
Der rassisch begründete Antisemitismus ist wiederum eine Facette der im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entwickelten, in ganz Europa weitgehend akzeptierten „Rassenbewertungstheorie“.
Während der tausendjährigen christlichen Judenhetze ist noch keine Abwertung der Juden aus rassischen Gründen erkennbar. Ging der Jude zum Taufstein, war er plötzlich ein brauchbares Gemeindemitglied, und alle früheren Schmähungen waren vergessen.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm im europäischen kollektiven Bewusstsein die Naturwissenschaft die Führungsrolle. Die Tatsache des Vorhandenseins verschiedener Rassen war nichts Neues, schon die pharaonischen Ägypter beschriebenen die rassische Unterschiedlichkeit der ihnen bekannten Völker, aber die Erfindung des rassischen Wertesystems stammt aus dem Zentrum des kapitalistischen Europa.
Vorbereitet wurde der Boden dazu von zahlreichen Strömungen, die je nach nationaler Befindlichkeit zu mehr oder weniger unterschiedlichen Beurteilungskriterien führten, aber grundsätzlich in der Sache dem selben Ziel dienten, nämlich der willkürlichen Einteilung der menschlichen Rasse in Höher- und Minderwertige.
Man darf nicht vergessen, welche Rolle die Sklaverei in Nordamerika noch bis zum Ende des Bürgerkrieges 1865 spielte. Selbst nach dem offiziellen Ende der Sklaverei bestanden in Amerika noch bis 1956 gesetzliche Regelungen zur Diskriminierung der Schwarzen.
In Frankreich veröffentlichte der französische Comte de Gobineau ein vierbändiges Werk (1853-1855) über die Ungleichheit der menschlichen Rassen. Damit ordnete er den verschiedenen Rassen gleichbleibende, qualitativ unterschiedliche Fähigkeiten zu. Als wertvollste, weit über den anderen stehende Rasse nannte er die „Nordmenschen“, die er wegen der im Grunde unstrittigen Tatsache der Sprachverwandtschaft mit den kaukasisch-iranoiden Völkern, wissenschaftlich unbegründet „Arier“ nannte. Natürlich ist der Begriff
arya nicht nur auf ein Sprachsystem anzuwenden, er bezeichnet durchaus auch eine rassisch mehr oder weniger einheitlich geprägte Völkerfamilie, der aber auf die Nordmenschen, also die blonden blauäugigen Germanen, nicht so einfach anwendbar ist, schon gar nicht ausschließlich.
Den pigmentarmen, skandinavischen Germanentyp, dessen Ursprungsland man bis heute noch immer nicht genau ermitteln konnte, müssen wir als eine, durch Mutation veränderte Variante der kaukasischen Grundrasse betrachten. Die eindeutige, gut nachvollziehbare Sprach- und Kulturverwandtschaft zwischen Germanen einerseits und iranoiden Völkern andererseits, steht einer in grauer Vorzeit räumlich getrennt erfolgten, anthropologischen Entwicklung nicht entgegen, weil Sprache und Kulturelemente in relativ kurzer Zeit übernommen werden können.
Für diesen Umstand kennt die Wissenschaft genügend Beispiele. Mit dem auf die hellen „Nordmenschen“ angewendeten Arier-Begriff legte Comte Gobineau den Grundstein für zahlreiche rasseideologische Verirrungen, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland auf den traurigen Kulminationspunkt mit anschließendem Kollaps zutrieben. Dabei hatte Gobineau keineswegs die Deutschen als nordische Elite begriffen. Vielmehr sah er ihn Ihnen eine keltisch-slawische Mischrasse, womit er gar nicht so unrecht hatte, denn die Kelten sind dem Stammbaum der kaukasisch-iranoiden Völker zuzurechnen.
Eine tiefergehende Erörterung über die rassischen Bezüge nach Zugehörigkeit und Herkunft hinsichtlich der verschiedenen europäischen Völker ist wohl interessant, kann aber im hier relevanten Sachzusammenhang vernachlässigt werden.
Comte Gobineau fand zu seinen Lebzeiten mit seiner Rassenbewertungstheorie nicht nur große Beachtung, sondern auch zahlreiche Jünger, die sich anschickten, die mit wissenschaftlichem Anspruch, aber tatsächlich höchst unwissenschaftlich aufgebaute Rassentheorie politisch aufzubereiten.
Zu den leidenschaftlichsten Propagandisten dieser neuen Weltanschauung zählte der Schwiegersohn Richard Wagners, Houston Stewart Chamberlain. In den von ihm 1899 verfassten „Grundlagen des 19. Jahrhunderts“ ging er sogar soweit, Jesus Christus zum „Arier“ zu stempeln. Womit er wohl nach unseren heutigen Erkenntnissen nicht falsch lag, denn Jesus entstammte den jüdischen Stämmen, die nach allem, was wir über sie wissen, sicher mehrheitlich den all-aroiden Menschentyp verkörperten. Allerdings ging Chamberlain fehl in der Annahme, der Typ des „Ariers“ käme dem des blonden Nordmenschen gleich.
Die Weltgeschichte betrachtete Chamberlain als eine Geschichte der Rassenkämpfe, eine willkürliche, wissenschaftlich unhaltbare Betrachtungsweise. Interessanterweise finden wir auch bei Karl Marx die Vorstellung von einem zu erwartenden großen Krieg, der nach seiner Meinung ein Rassenkampf zwischen slavischen und romanischen Völkern sein würde. Karl Marx setzte in wissenschaftlich unzulässiger Weise die Zugehörigkeit zu einer Sprachfamilie mit Rassezugehörigkeit gleich. Er war eben, wenn es um Rassenfragen ging, auch nicht klüger als die Nationalsozialisten.
Die Herrscher der Antike haben sich nach den uns zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen so gut wie gar nicht um rassische Belange gekümmert.
Das änderte sich, zaghaft beginnend ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auf besonders fruchtbaren Boden fiel die pseudowissenschaftliche Rassentheorie in Deutschland, aber auch in Österreich.
Von Gobineaus Apologeten, kommt allen voran dem so genannten „Rasse-Günther“ (auch Vorbild des jungen Adolf Hitler), dem Wiener Oberbürgermeister Luger, dessen öffentliche Auftritte der spätere Führer regelmäßig besucht hatte, besondere Bedeutung zu.
Es wäre aber grundfalsch, antisemitische Vorbehalte als Geisteswelt einiger Außenseiter zu betrachten. Besonders der vom christlichen Klerus über Jahrhunderte hinweg bestens vorbereitete religiös begründete Judenhass war in breiten Bevölkerungsschichten fest verankert. Es bedurfte nur noch der neuen rassischen Interpretation, um schließlich die beschämenden, hinreichend bekannten Ergebnisse zu zeitigen. Mit allen zur Verfügung stehenden propagandistischen Mitteln wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, zuerst in Deutschland, dann im Großdeutschen Reich und später noch darüber hinaus ein widerwärtiger Vulgärrassismus in der Bevölkerung gezüchtet. Pogromartige Übergriffe auf jüdische Kultureinrichtungen und Beschädigungen jüdischen Privateigentums waren die Folge.
Gobinaus Rassenbewertungstheorie hatte die Juden als eine eigenständige Rasse, und als solche als weit unter den germanischen Nordmenschen stehend eingeordnet. Diese Betrachtungsweise fand schließlich ihren Höhepunkt in der Bezeichnung „Untermensch“, der das Gegenteil des „Herrenmenschen“ darzustellen hatte. Der allgemeine Rasseunsinn trieb die seltsamsten Blüten. Nicht nur, dass man die anthropologisch nicht vorhandene jüdische Rasse erfand, sondern man vermeinte auch in Völkern slawischer Zunge oder jenen, die sich eines romanischen Idioms bedienten, jeweils komplexe Rassen zu erkennen. Die Unterstellung bestimmter, angeblich rassebedingter, völkerimmanenter, kollektiver Eigenschaften wurde aus der Sicht der Hochmütigen, die für sich selbst natürlich die herrlichsten Rasseeigenschaften reklamierten, vollkommen willkürlich vorgenommen. Ganz oben auf der Werteskala siedelte man die fälschlich „Arier“ genannten blonden Nordmenschen an. Sogenanntes artverwandtes Blut, wie die in Mitteleuropa häufig zu findende dinarische Rasse ließ man gerade noch gelten, der Rest wurde als geringerwertig eingestuft. Dabei konnte man hinsichtlich der von alters her, schon seit der Römerzeit in Europa lebenden Juden, nun nicht mehr einfach von Europäern mosaischen Glaubens reden, sondern bezeichnete sie nun als jüdische Blutsgemeinschaft, das heißt als eigenständige, von den Europäern oder „Ariern“ unterschiedene Rasse. Bei der Beschreibung ihrer angeblichen charakterlichen Beschaffenheit konnte man auf das umfangreiche Repertoire der traditionellen christlich motivierten Judenhetze zurückgreifen.
Die Beschreibung des angeblichen Volkscharakters dieser anthropologisch gar nicht existierenden, nur fiktiv geschaffenen Rasse wurde dem Fundus der christlichen Beschimpfungsterminologie entnommen. Es gibt keine infame Unterstellung, die man nicht schon in den Jahrhunderten zuvor aus dem Mund von Christen gehört hätte.
Bei alledem darf man auf keinen Fall vergessen, dass der Boden für das Giftgewächs „Rassehochmuth“ lange vor den Nationalsozialisten auch durch eine umfangreiche pseudowissenschaftliche, nicht christliche Literatur vorbereitet worden war.
In einem deutschen Lehrbuch mit dem Titel Erd- und Völkerkunde findet sich im Text eine gemeinverständliche Beschreibung sämtlicher Länder und Völker der Erde aus der Zeit um 1900, dort liest man:
„Zu den germanischen Völkern zählen wir die Deutschen mit den beiden Abwandlungen plattdeutsche und Schweizer, die Skandinavier Dänen, Schweden, Norweger sowie Niederländer und Engländer. Die Kennzeichen dieser Nationen liegen zu allermeist in den blauen Augen und den kurzen blonden Haaren. Was bei den heißblütigen, romanischen Südländern an Grausamkeit sich findet, fehlt den Nordländern, so dass sich ein jeder Deutsche, wenn er die ganzen Bilder der Ikonographie und Charaktereigenschaften der Völker an sich vorüberziehen lässt, immer noch mit Fug und Recht, ja auch mit gewissem Stolz gleich dem Pharisäer sprechen kann: ‚Ja, wir Germanen sind doch bessere Menschen‘.“ Dieses Lehrbuch war der Lehrstoff vornehmlich sächsischer und thüringischer Gymnasien der wilhelminischen Kaiserzeit.
Welches Maß an toleranter Einsicht kann man von Menschen erwarten, die noch, bevor sich das dritte Reich etablierte, in ihrer Schulzeit mit derartigen unwissenschaftlichen, den völkischen Hochmuth fördernden Machwerken beeinflusst wurden?
Adolf Hitlers Lesestoff wird nicht viel anders gewesen sein. Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als wäre das Desaster der späteren Nürnberger Rassegesetze und die daraus entstandenen unerträglichen Folgen aufgrund jahrhundertelanger, massiver, allgegenwärtiger Vorbereitung geradezu unausweichlich gewesen.
Aber es gibt nichts Neues unter der Sonne. Die NS-Gesetzgebung hat ihre historischen Vorläufer ausgerechnet in der Heiligen Schrift. Die deutschen Juden hatten im Dritten Reich nicht nur praktisch, sondern auch seelisch furchtbar unter der Ausgrenzung und Verächtlichmachung zu leiden, aber so völlig neu und unbekannt kann ihnen zum Beispiel das Mischeheverbot keineswegs gewesen sein.
Im Alten Testament finden wir zahlreiche Verbote dieser Art. Rassisch werden die biblischen Mischeheverbote nicht gemeint gewesen sein, es ging vielmehr um das Heiratsverbot zwischen Angehörigen verschiedener Religionsgemeinschaften, was aber in der Sache für die Betroffenen keinen wesentlichen Unterschied bedeutete. Bereits im ersten Buch Mose findet sich die göttliche Ermahnung:
„Und schwöre mir bei dem Herrn dem Gott des Himmels und der Erde dass du deinem Sohn keine Frau nimmst von den Töchtern der Kanaaniter unter denen ich wohne.“
Genesis Kapitel 24 Vers 3.
Im gleichen Kapitel findet sich eine weitere Bekräftigung des Mischeheverbotes:
„Und mein Herr hat einen Eid von mir genommen und gesagt du sollst deinem Sohn keine Frau nehmen von den Töchtern der Kanaaniter in deren Land ich wohne.“
Genesis Kapitel 24 Vers 37.

Im 27. Kapitel ist eine Debatte zwischen Rebecca und Isaak überliefert, sie gibt uns Einblick in die Gesetze und Verhaltensweise der Israeliten in vormosaischer Zeit.
„Und Rebecca sprach zu Isaak, mich verdrießt zu leben, wegen der Hethiterinnen, wenn Jakob eine Frau nimmt von den Hethiterinnen wie diese eine von den Töchtern des Landes, was soll mir das Leben?“
Dass die biblischen Mischeheverbote nicht etwa rassisch, sondern lediglich religiös begründet waren, ergibt sich aus einer Textstelle des 4. Kapitels im ersten Buch Moses, dort heißt es:
„Wir können das nicht tun, dass wir unsere Schwester einem unbeschnittenen Mann geben, denn das wäre eine Schande doch dann wollen wir euch zu Willen sein, wenn ihr uns gleich werdet, alles was männlich unter euch ist beschnitten wird, dann wollen wir unsere Töchter euch geben und eure Töchter uns nehmen unter euch wohnen und ein Volk sein.“
Genesis, 34. Kap. Vers 14, 15, 16 und 17.

In dem Beschneidungsritual sah man den formellen Akt des Religionswechsels. Die rassische Bestimmung war ganz offensichtlich unwichtig. Eine umfangreiche Erläuterung im 12. Kapitel des zweiten Buch Moses macht das vom Fremd sein, andersartig sein, losgelöste, rein religiös gemeinte Beschneidungsritual als Voraussetzung zur Zugehörigkeit zum israelitischen Volk deutlich.
„Wenn ein Fremdling bei dir wohnen und dem Herren das Passah halten will, der beschneide alles was männlich ist, alsdann trete er herzu, dass er es halte, und er sei wie ein Einheimischer des Landes, aber ein Unbeschnittener darf nicht davon essen. Ein und dasselbe Gesetz gelte für den Einheimischen und den Fremdling der unter euch weilt.“
Exodus, Kap. 12 Vers 48 und 49
Die Mischeheverbote setzten sich in der mosaischen Zeit fort. Jahve ermahnt Moses in gleichem Sinn, wie es zuvor für Abraham und dessen Nachkommen galt.
„Und damit du für deine Söhne ihre (der Kanaaniter, Amoriter, Hethiter, Peresiter, Huriter und Jebusiter) Töchter nicht zur Frau nehmest und diese dann ihren Göttern nachlaufen und machen, dass deine Söhne auch ihren Göttern nachlaufen.“
Exodus Kapitel 34 Vers 16
Weitere Stellen zum Thema Misch-Eheverbot finden sich im 5.Buch Moses, Kapitel 7.
Mit welchen nicht israelitischen Völkern keine Verbindungen eingegangen werden sollen, ergibt sich aus Vers 1 und 2:
„Wenn dich der Herr dein Gott ins Land bringt in das du kommen wirst es einzunehmen und er ausrotte viele Völker vor dir her, der Hethiter, Girgasiter, Amoriter Kanaaniter Peresiter, Hewiter und Jebusiter, sieben Völker die größer sind und stärker als du und wenn sie der Herr der Gott vor dir dahingibt, dass du sie schlägst, so sollst du an ihnen den Bann vollstrecken. Du sollst keinen Bund mit ihnen schließen und keine Gnade gegen sie üben.“
Vers 3 nimmt Bezug auf das Misch-Eheverbot:
„Und du sollst dich mit ihnen nicht verschwägern euer Töchter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen und ihre Töchter sollt ihr nicht nehmen für eure Söhne.“
Befremdlich mutet uns moderne Menschen die im 23. Kapitel Vers 3 nachzulesende Aufforderung an:
„Es soll auch kein Mischling in die Gemeinde des Herrn kommen, aus seiner Nachkommenschaft bis ins 10. Glied sollen nicht in die Gemeinde des Herrn kommen.“
Im Buch Esra lesen wir in Kapitel neun Vers 11 und 12:
„Das Land in das ihr kommt um es in Besitz zu nehmen, ist ein unreines Land durch die Unreinheit der Völker des Landes ihren Gräueln mit denen sie es von einem Ende bis zum anderen Ende mit Unreinheit angefüllt haben.
So sollt ihr nun eure Töchter nicht ihren Söhnen geben und ihre Töchter sollt ihr nicht für eure Söhne nehmen. Und lass sie nicht in Frieden und Wohlstand kommen ewiglich, damit ihr mächtig werdet und das Gut des Landes euren Kindern vererbt auf ewige Zeiten.“
Weiter finden wir im Buch Esra, Kap. 9 Vers 3
„So lasst uns nun mit unserem Gott einen Bund schließen, dass wir alle fremden Frauen und Kinder, und die von ihnen geboren sind hinaus tun nach dem Rat meines Herrn und die Gebote unsers Gottes fürchten, dass man tue nach dem Gesetz.“
Und dann entwickelt sich die Sache unangenehm in die uns durch die NS-Gesetze bekannte Richtung. In den Büchern Jeremias und Daniel entdeckt man zahlreiche Fundstellen wo zur Auflösung bereits geschlossener Mischehen aufgefordert wird.
Esra Kapitel 10 Vers 10
„Und Esra der Priester stand auf und sprach zu ihnen: Ihr habt dem Herrn die Treue gebrochen, als Ihr euch fremden Frauen genommen und so die Schuld Israels gemehrt habt.“
und Vers 11:
„Bekennt sie nun dem Herrn dem Gott eurer Väter und tut seinen Willen und scheidet euch von den Göttern des Landes und von den fremden Frauen.“
Aber die Auflösung der Mischehen wurde nicht nur gefordert, es gibt auch Hinweise für den Vollzug der Scheidung gemischter Ehegemeinschaften.
Esra Kapitel 10 Vers 44, nach einer vorangegangenen Aufzählung von 31 israelitischen Namen lesen wir in Vers 44:
„Diese alle hatten sich fremde Frauen genommen und nun entließen sie Frauen und Kinder.“
Die obrigkeitlich verordnete Grausamkeit, wenn es darum geht, Familien aus religiösen oder ideologischen Gründen, wobei sich das eine wenig vom anderen unterscheidet, ist, wie man sieht, nichts Neues. Die bisher angeführten Bibelzitate dürften zum Verständnis ausreichen, vollständig sind sie keineswegs. Man sollte keine Entrüstung heucheln, wenn ich vermute, das in den Nürnberger Rassegesetzen geforderte Mischehenverbot könnte religiös strenggläubigen Teilen der jüdischen Bevölkerung in letzter Konsequenz sogar entgegengekommen sein. Die mosaisch orthodoxen Juden lehnten damals ebenso wie heute die Eheschließung zwischen Juden und Nichtjuden ab. Was hätten sie gegen die von den Nationalsozialisten verordneten Verbote gleicher Art einwenden können? Es werden einige, um den Personalbestand ihrer Gemeinde besorgte Rabbiner vielleicht sogar klammheimliche Freude empfunden haben.
Die Nürnberger Rassegesetze trafen jedoch die längst dem mosaischen Glauben fremd gewordenen, assimilierten Juden und auch jene, die sowohl im Sinne der NS-Gesetze als auch im Sinne der mosaischen Religionsvorschriften Mischlinge waren, außerordentlich hart. Nicht zuletzt auch jene, die sich einer jüdischen verwandtschaftlichen Beziehung gar nicht bewusst waren. Der tiefes menschliches Leid erzeugende Unsinn wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass zur erforderlichen Ahnenforschung ausgerechnet die Eintragungen in den Kirchenbüchern bemüht wurden. Den Nationalsozialisten ging es ja nicht wie den mosaisch orthodoxen Juden um Religionszugehörigkeit, sondern um rassische Aspekte. Es erstaunt, dass man die ganze traurige Lächerlichkeit so wenig erkannt hat. Was soll das für eine eigenständige Rasse sein, die man nicht an genetischen Merkmalen erkennen kann, und stattdessen die Religionszugehörigkeit der Altvorderen ermittelt? Die jüdische Rasse ist nur ein real nicht existierendes, von getrübten, unlogisch arbeitenden Gehirnen erzeugtes Phantom.
Ist das nun einfach nur lächerlich oder steckt dahinter wiederum bewusst ein politischer Wille, wenn heutzutage Juden, seien sie nun religiös oder sei es, dass sie sich nur mithilfe vielschichtiger Bezugssysteme als Juden empfinden, von der „jüdischen Rasse“ reden? Ich verspüre Traurigkeit und Verzweiflung über den anhaltenden noch dazu sehr gefährlichen Unverstand. Als ich den in Nürnberg als Stadtrat bekannten Juden Arno Hamburger in einer Fernsehsendung sagen hörte, er habe während der Nürnberger Prozesse mit Julius Streicher geredet, und dieser hätte beteuert, er habe nie die Tötung jüdischer Menschen befürwortet, lediglich das Verdrängen der Juden aus Deutschland; aber er, Arno Hamburger sei sich sicher, Streicher habe die vollkommene Vernichtung der ganzen „jüdischen Rasse“ im Sinn gehabt.
Hamburger verwendete den Begriff „jüdische Rasse“ für seine freie Interpretation von Streichers Intentionen, die er aus dessen ketzerisch aufgemachten „Stürmer“-Artikeln herausgelesen haben wollte. Streicher hat sicher an das Vorhandensein einer jüdischen Rasse geglaubt. Schließlich war er Nationalsozialist. Aber das eine, ansonsten gebildete Person unserer Tage noch diesem Irrglauben anhängt, noch dazu ein Mann, der sich selbst Jude nennt, das ist mir unheimlich. Auch Theodor Herzl war als Kind seiner Zeit in diesem Irrglauben befangen. Gleichwohl bringt er die Sache, richtig erkannt auf den Punkt:
„Über kein Volk sind so viele Irrtümer verbreitet, wie über die Juden. Und wir sind durch unsere geschichtlichen Leiden so gedrückt und mutlos geworden, dass wir diese Irrtümer selbst nachsprechen und nachglauben.“
Unwillkürlich erinnere ich mich jedes Mal, wenn von der jüdischen Rasse die Rede ist, an das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern. Scheinbar haben so viele Menschen die Fähigkeit, nicht Vorhandenes wahrzunehmen, sofern es nur genügend andere auch tun. Isaac Deutscher schrieb in seinem Aufsatz „Die ungelöste Juden Frage“:
„Und jetzt sollen wir die Vorstellung akzeptieren, dass ausgerechnet rassische Merkmale oder Blutsbande die jüdische Gemeinschaft ausmachen? Wäre nicht gerade das ein weiterer Triumph für Hitler und seine verkommene Philosophie?“

Aber vielleicht war Arno Hamburger zu lange in England. Als er, der Sohn deutsch-jüdischer, den mosaischen Glauben praktizierender Eltern 1945 in englischer Uniform nach Nürnberg zurück kam, war er vermutlich stark „britisch“ geprägt. Man greife zum „Oxford English Dictionary“ um zu verstehen, was ich damit meine. Der anerkannte Begriff Jude wird mit: „eine Person der hebräischen Rasse“ erklärt.
Obwohl es nicht unbedingt zum hier betrachteten Sachzusammenhang gehört, soll doch auch auf die weitere, der englischen Umgangssprache zugeordneten Bedeutung „Jude“ der Vollständigkeit halber hingewiesen werden. Danach wäre ein Jude einer, der erpresserischen Wucher, harte Geschäfte betreibt, in der in der Alltagssprache mit der Begriff auch als transitives Verb gebraucht:
"to jew“ bedeutet nach dem „Oxford Dictionary“: betrügen, übervorteilen.
Das christliche Mittelalter und für die neue Zeit Mr. Houston Stuart Chamberlain lassen grüßen!
Es sollte in unserer Zeit wenigstens bis zu den exponierten Repräsentanten des Judentums durchgedrungen sein, dass man sich mit der Behauptung, etwa selbst der jüdischen oder hebräischen Rasse oder semitischen Rasse anzugehören, nur der Lächerlichkeit preisgibt. Oder ist es etwa das Bestreben, den Status einer Sonderklasse innerhalb der europäischen Völkerfamilie zu erhalten? Ein Sonderstatus, der sich aus der beanspruchten Zugehörigkeit zu dem von Gott auserwählten Volk noch zusätzlich aus der rassischen Einmaligkeit ergeben soll?
Zu dieser selbstgefälligen Betrachtungsweise passt auch das Zitat von Professor Joachim Schoeps:
„Jude sein heißt auserwählt sein von Geburt, ohne eigenes Verdienst.“
Will man an der künstlich kreierten, hebräischen Phantomrasse festhalten, um sich nun endlich nach jahrhundertelanger Demütigung durch die Nichtjuden als auserwählte Sonderrasse erheben zu können? Die Wahnvorstellung, vor allen anderen durch Gott auserwählt zu sein, rückt gefährlich in die Nähe der ebenfalls in paralleler Überheblichkeit eingebildeten Herrenmenschenrasse. Es wäre eine Wohltat für die Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts, wenn wir solche anachronistische Bewertungsschemata ein für alle Mal hinter uns lassen könnten.
Mit der völligen Gleichstellung nach Gesetz aber auch Bewusstsein aller Europäer, einschließlich derjenigen, die sich aufgrund der Religion oder durch ein Beziehungsgeflecht mit dem Judentum verbunden fühlen, wie es besonders auf die Juden Lasalle, Trotzki, Marx, Rosa Luxemburg, um nur einige zu nennen, zutraf, forderte auch Theodor Herzl in der Zeit vor seinem Umdenken in Richtung Judenstaat, es sollte nun endlich genug sein.
In der Zeit des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts formierte sich die Idee des Marxismus in Europa. Sie erlangte nach 1917 mit der Zerschlagung des Zarismus und der Machtergreifung der Bolschewiki in Russland erstmals praktische politische Bedeutung. Der sowjetische Staat wurde zum Hoffnungsträger für die zahlreichen Anhänger des Marxismus in Europa. Besonders die atheistischen jüdischen Intellektuellen standen dem marxistischen Gedankengut aufgeschlossen gegenüber. Als Marxisten verfochten sie die während der Französischen Revolution geborene Idee der Gleichheit und Brüderlichkeit und sie propagierten deshalb folgerichtig den internationalen Klassenkampf, was zwangsläufig die Ablehnung des nationalstaatlichem Prinzips bedeutete, welches sie nicht nur als historisch überholt, sondern auch für die Juden als nachteilig erkannt hatten, weil sie sich darin nicht gleichberechtigt entfalten konnten. Allerdings wären diese Marxisten als Gegner des Nationalstaates auch ohne jüdisch zu sein, politische Gegner der Nationalsozialisten gewesen. Die jüdische Herkunft potenzierte die Feindschaft. Obwohl ein beachtlicher Prozentsatz der deutschen Juden, besonders in Preußen durchaus national gesinnt war und sehr viele auch bereit gewesen wären, dem nationalsozialistischen Machtapparat zu dienen, wenn man es ihnen ermöglicht hätte, betrachtete man ganz einfach alle Juden schon aufgrund der angenommenen Rasse und dem unterstellten, vermeintlichen rassebedingten üblen Charaktereigenschaften als nicht zum deutschen Volk gehörende Volksschädlinge.
Die üblen, vermeintlich rasseimmanenten Charaktereigenschaften brauchten die Nationalsozialisten nicht zu erfinden. Diesbezüglich wurde das traditionelle Verleumdung und Diffamierungspotenzial der katholischen Kirche in vollem Umfange übernommen. So wurde der pathologische Hass der NS-Ideologen aus zwei Quellen gespeist. Einmal die Einschätzung als minderwertige, das vermeintlich höher stehende Germanenblut zersetzende fremde Rasse, deren Trennung vom „gesunden germanischen Volkskörper“ als politische Aufgabe verstanden wurde. Zum anderen wurde der jüdisch-deutschen Bevölkerung grundsätzlich das Streben nach Auflösung des Deutschen Nationalstaates zu Gunsten einer internationalen Gesellschaft unterstellt, natürlich mit der Vorstellung, die Juden arbeiteten dem Internationalismus nur deshalb in die Hände, weil sie selbstverständlich die alleinige Kontrolle und Herrschaft über alle nichtjüdischen Völker auszuüben gedachten. Dabei rumorte in den Köpfen der Nationalsozialisten das auf jüdische Weltherrschaft gerichtete Zitat des Pentateuchs:
5. Buch Moses: Kap. 11, Vers 23 und 24:
„So wird der Herr alle Völker vor dir (Israel
) her treiben, dass ihr größere und stärkere Völker beerbt, als Ihr es seid…….. alles Land soll euer sein darauf euer Fuß tritt“.
5. Buch Moses: Kap. 28, Vers 10:
„Und alle Völker auf Erden werden sehen, dass über dir der Name des Herrn genannt ist und sie werden sich vor dir fürchten.“
Analog seiner katholischen Beeinflussung schreibt Adolf Hitler:
„Die Entwicklung, die wir zurzeit durchmachen, würde aber, ungehemmt weitergeführt, eines Tages bei der alt jüdischen Prophezeiung landen, die Juden fräßen tatsächlich die Völker der Erde und würden ihr Herr.“
Vgl.: Mein Kampf, Kap. 5
Und weiter schreibt Hitler in völliger Verkennung der marxistischen Philosophie:
„Auch der Marxismus hatte ein Ziel und auch er kennt eine aufbauende Tätigkeit, wenn es sich dabei auch nur um die Errichtung einer Despotie des Internationalen Finanzjudentums handelt.“
Vgl.: Mein Kampf, Kap. 5

Der Versuch eines politischen Vergleiches seiner Zerstörungspolitik, die seiner Auffassung nach dem Aufbau voranzugehen hatte, mit den Grausamkeiten der früheren christlichen Missionierung, zeigt wie sehr Hitler von der katholischen Kirche inspiriert wa, erhellt sich deutlich aus seinem Schrifttum:
„Auch das Christentum konnte sich nicht damit begnügen, seinen eigenen Altar aufzubauen, sondern musste zwangsläufig zur Zerstörung der heidnischen Altäre schreiten. Nur aus dieser Unduldsamkeit konnte sich aber der apodiktische Glaube bilden, diese Unduldsamkeit ist sogar eine unbedingte Voraussetzung für ihn.“
Vgl.: Mein Kampf, Kap. 5 (Parteien neigen zu Kompromissen)
Es wäre interessant zu wissen, ob Hitler die Schriften Theodor Herzls bekannt waren, jedenfalls gibt es mancherlei Übereinstimmungen:
In seiner Abhandlung „Der Judenstaat“ schrieb Herzl:
„Wenn ich an die Stelle eines alten Baues einen neuen setzen will, muss ich zuerst demolieren und dann konstruieren. Diese vernünftige Reihenfolge werde ich also einhalten.“
Dabei erkennt Hitler sehr wohl die Wesensverwandtschaft alttestamentarischen Denkens in der christlichen Machtausübung, die vollkommen im Gegensatz zu den Geboten des neuen Testaments steht, denn er führt weiter aus:
„Man kann sehr wohl den Einwand bringen, dass es sich bei derartigen Erscheinungen der Weltgeschichte meist um solche spezifisch jüdische Denkart handelt, ja dass diese Art von Unduldsamkeit und Fanatismus geradezu jüdische Wesensart verkörpert. Dies mag tausendmal richtig sein, man kann diese Tatsache ohne tiefes Bedauern und allzu berechtigtem Unbehagen ihr Erscheinen in der Geschichte der Menschheit als etwas feststellen was dieser bis dahin fremd gewesen war, doch ändert dies nichts daran, dass dieser Zustand heute eben da ist.“
Ich meine, der Zustand, „der heute eben da ist“, nämlich die immer wiederkehrenden Bestrebungen, über Volksgruppen anderer kultureller Bestimmung und Art herrschen zu wollen, sie in jeder Hinsicht botmäßig machen zu wollen, ihnen die Gleichberechtigung zu verwehren, dieser zugegebenermaßen zum Teil auch evolutionsbedingte Zustand der Unfähigkeit, den andersartigen Mitmenschen mit sich selbst in allen Rechten gleichzusetzen, ist wegen seiner Unüberwindlichkeit, die nie endende Tragödie des Menschengeschlechtes. Zerstörerische Unfrieden schaffende Weltbilder, seien sie ideologisch oder religiös fundiert, werden nicht besser, wenn die zuvor Gewaltunterworfenen, gleich dem Umdrehen einer Sanduhr, zur Abwechslung ihrerseits Herrschaft und Gewaltunterwerfung im Sinne genau umgekehrter Verhältnisse anstreben und ausüben.
So wie ich die Menschen kenne, werden sie weiterhin die Aggression der Friedfertigkeit vorziehen. Wir werden es ertragen müssen, ändern können wir es nicht.

©Karl Heinz Hoffmann
Ermreuth, November 2008


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ICH UND DIE NPD

Nach Einschätzung der ANTIFA und der Journalisten, was sowieso beinahe gleichbedeutend ist, müsste mein Weltbild den politisch-ideologischen Vorstellungen der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands entsprechen.
Wie anders soll man sich denn den Chef einer Wehrsportgruppe vorstellen?
Zumal der ja hin und wieder ohne Scheu mit NPD-Mitgliedern per Handschlag verkehrte.
Die Wirklichkeit sieht anders aus.
Bereits zu Anfang der 1970-ger Jahre, zur Zeit der ersten Gehversuche der WSG kam ich in Kontakt mit jungen Männern aus dem Wirkungskreis der NPD. Wenn es um die Mitarbeit in der WSG ging, dann war für mich die politische Heimat des Bewerbers unwichtig, weil ich nicht die Absicht hatte, eine politisch ausgerichtete Kaderorganisation auf zubauen. Nicht anders als bei der Bundeswehr, interessierten mich deshalb nur die körperliche Tauglichkeit und der ehrliche Wille, sich unterzuordnen.
Die Wehrsportgruppe machte von sich reden.
In Presseveröffentlichungen und Fernsehsendungen wurde die Gruppe stets als rechtsextremistisch, später einfach neonazistisch dargestellt. Permanente Dementis konnten daran nichts ändern. Das hatte zur Folge, dass mich im Lauf der Jahre unzählige rechtsorientierte Personen, in dem Glauben aufsuchten, in mir einen Mitstreiter für die Ideologie der sogenannten „Alten Rechten“, das heißt der völkisch nationalen Linie zu finden. Dabei lernte ich neben den unvermeidlichen in allen größeren Organisationen angesiedelten Zwielichtern auch viele charakterfeste Männer kennen.
Zu einer praktischen Zusammenarbeit konnte es nicht kommen. Das war von Anfang an klar, denn mein von der Kenntnis des Orients geprägtes Weltbild unterschied sich zu sehr vom völkischen Nationalismus der meist durch ältere Herrschaften repräsentierten NPD. Richtige Vollblut- Nationalsozialisten gab es wohl in der Partei, aber sie waren nach meiner Einschätzung eher selten. Das ehrliche Bestreben sich den parlamentarischen Richtlinien anzupassen und nur auf demokratisch legitimiertem Wege zur Macht zu streben, war der eigentliche Grundtenor der NPD. Neben der ideologischen Unvereinbarkeit war nicht zuletzt auch das brave Demokratieverständnis der Partei nicht geeignet, mir etwa eine politische Heimat zu bieten. Ich wollte die Demokratie nicht bekämpfen, schon gar nicht mit Hilfe der WSG, aber ich konnte einfach niemals an die Sinnhaftigkeit von Beschlüssen glauben, wenn diese durch nichts anderes als Mehrheiten legitimiert sein sollten. Es kann nicht sinnvoll sein, Intelligenz und Sachkompetenz erfordernde Entscheidungen durch Mehrheitsbeschlüsse zu ersetzen. Was dabei herauskommt, erleben wir täglich im regierungsamtlichen Polittheater. Nein eine politische Heimat konnte die NPD mir nicht sein, aber Respekt hat mir, bei aller ideologischen Differenz, die Partei über die Jahre hinweg doch abgenötigt. Und zwar deshalb, weil die zumeist schon betagten Mitglieder auch in Zeiten der scheinbar absoluten Hoffnungslosigkeit ihrem Haufen die Treue bewahrt haben. Ich habe nicht das Programm bewundert, sondern die Standfestigkeit der Akteure.
Es geht mir heute mit den Mitgliedern der Linken Partei ganz ähnlich. Ich habe vor dem Kommunisten, der an sein Weltbild geglaubt hat und noch glaubt, und nie zum opportunistischen Wendehals geworden ist, mehr Respekt als vor jenen, die ihre Fahne sofort nach dem Wind gehängt haben, ohne an irgendetwas zu glauben. Ich verstehe und respektiere es, wenn die alte rote Garde alljährlich vor der Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg Gedenkstätte ihre Kränze niederlegt. Und ich verstehe nicht, dass man der Neuen Garde der jungen Nationalisten im Wege steht, wenn sie ein Kriegerdenkmal ehren wollen.
Ich persönlich halte von nekromanischen Kulten aller Art überhaupt nichts, ich brauche das nicht, aber die Freiheit zu einer friedlichen Gedenkfeier sollte doch jedem, dem Ehrung der Gefallenen ein Bedürfnis ist, gestattet sein. Völlig egal um wessen Andenken es dabei geht. Kann es uns nicht gleichgültig sein, ob jemand Stalin, Rudolf Hess, oder Mutter Theresa betrauern will?
Es wird in unserem Land viel von der freiheitlichen Grundordnung und der Freiheit des Einzelnen geredet, aber wenn man genau hinschaut, dann ist es mit der Freiheit nicht weit her. Man kann sich kaum erlauben, mit politisch Andersdenkenden in Kontakt zu treten, weil das sofort die willkürliche Zuordnung zur Folge hat. Derartige, zwangsweise erfolgte Zuordnungen haften dann dem Betroffenen lebenslänglich unumkehrbar an.
Zurück zu meiner Beziehung, oder richtiger meinem Abstand zur Nationaldemokratischen Partei Deutschlands als dem eigentlichen Thema.
Ich habe weder Veranlassung, diese Partei zu unterstützen noch sie anzugreifen. Ich toleriere sie einfach und erkenne gleichzeitig ihre Daseinsberechtigung als Repräsentantin der Nationalen Strömung im Deutschen Volk an. Solange Europa nach dem Nationalstaatenprinzip organisiert ist und solange alle anderen europäischen Völker auf ihre nationale Souveränität und kulturelle Identität pochen, darf auch Deutschland eine nationale Stimme haben. Dass ich persönlich in meinem Bewusstsein die zu engen, längst nicht mehr zeitgemäßen Grenzen des „nur deutschen“ National-gefühls hinter mich gebracht habe, dass ich mein Nationalgefühl europäisch erweitert habe, ist eine andere Frage. Ich verlange von niemandem, mir auf diesem Wege der Bewusstseinserweiterung zu folgen, wenn er nicht von allein dorthin gelangen kann. Als Vertreterin und Hort des deutschen Nationalgefühls stört mich die NPD nicht. Es ist nichts Schlechtes, nur eben etwas zu wenig, aber das zu eng gefasste Nationalgefühl kann sich auswachsen. Die Erinnerung an das europäische Reich Karls des Großen könnte dabei helfen.
Störend ist etwas anderes. Etwas, das eigentlich gar nicht zu dieser Partei passt. Ich meine den nicht nur sinnlosen, sondern höchst gefährlichen, religiös motivierten Kampf gegen den Islam. Eine deutsche Partei, die sich zum nützlichen Vollstrecker des penetrant anmaßenden christlichen Klerus und den noch penetranteren überseeischen Interessen macht, befindet sich auf dem falschen Weg. Man glaubt, damit Wählerstimmen einfangen zu können und erreicht doch nur den Bodensatz der Bevölkerung. Das wird sich rächen, dessen bin ich mir sicher. So wie der früher im Volk propagierte Germanisierungsfimmel zum peinlichen, aggressiven Vulgärrassismus mutierte, der unsere Nation für lange Zeit beschädigte, wird auch der Antiislamismus verheerende Folgen haben. Der Antiislamismus scheint eine Ersatzbefriedigung für den inzwischen mit Beißhemmung behafteten Antisemitismus zu sein. Es gibt kein größeres Unglück als geistige Verirrungen dieser Art.
Der Dreißigjährige Religionskrieg des 17.Jahrhunderts sollte uns eine Lehre sein.
Weil ich das so sehe, bin ich nicht überall im „Rechten Lager“ willkommen. Die aktuellen Führer der „Rechten Szene“, sowohl die der Partei als auch die der unabhängigen freien Kräfte behandeln mich respektvoll, aber unverbindlich. Das hat seinen Grund. Meine ideologischen Ansichten vertragen sich nicht mit der aktuell von rechts außen gefahrenen Strategie. Die Gebietsführer befürchten fremde, den eigenen Intentionen zuwiderlaufende Einflussnahme auf ihre Gefolgschaft. Die Befürchtungen sind nicht vollkommen unberechtigt. Es wäre mir in der Tat daran gelegen, der bedauerlichen und beschämenden Fremdenfeindlichkeit die Spitze abzubrechen. Eine gefestigte Kulturnation zieht ständig Zuwanderer aus anderen Ländern an und saugt die eingebrachten Kultureinflüsse auf, akklimatisiert und integriert sie und verhindert so verknöcherte Sterilität. Nur die lebendige, offene, erneuerungsfreudige Nation kann die wie ein Wanderpokal beschaffene Hochkultur in ihrem Aktionsbereich halten. Positiver Kulturkampf heißt überwinden durch annehmen. Den richtigen Umgang mit Fremden und ihrer Kultur hat der Deutsche noch nicht gelernt. Römer und Griechen waren uns diesbezüglich wohl nicht Lehrmeister genug.
Wir müssen Nachhilfeunterricht nehmen, um mit den Problemen der nicht mehr rückgängig zu machenden Globalisierung einigermaßen fertig zu werden. Gelingt das nicht rechtzeitig, schlittern wir in eine sehr unangenehme Konfrontation als Dauerzustand.
Stets gegenwärtig ist mir die Warnung eines israelischen Intelektuellen der sich um sein Land sorgte im Gedächtnis geblieben: „Von der Humanität, über die Nationalität zur Bestialität.“
Der in Israel durch gegenseitige, völkisch bedingte Abneigung erzeugte Hass sollte uns ein warnendes Beispiel sein. Es ist bei uns noch nicht zu spät, aber doch schon fünf Minuten vor zwölf.


Karl Heinz Hoffmann

Nürnberg 9.2.2011



LOHNARBEIT UND KAPITAL

Auf den Spuren der Klassiker Marx und Engels.

Die Arbeit ist längst zur Ware geworden. Ihre Entlohnung regelt sich im Rahmen moderner Wirtschaftsgestaltung, ebenso wie auch andere Subjekte, die ursprünglich keinen konkreten Geldwert haben, so zum Beispiel die der öffentlichen Information dienende Berichterstattung letztlich nach Angebot und Nachfrage.
Künstliche, auf Nivellierung abzielende staatliche Verordnungen, die immer nur, zumindest in der parlamentarischen Demokratie, marginale Kosmetik sein können, ändern an dieser grundsätzlichen Wirkungsweise nichts, oder nur wenig. An die Tatsache, dass alles Berichtete, auch das eigentlich Unnötige, selbst das Schädliche monetär umrechenbar geworden ist, haben wir uns längst gewöhnt. Wir können nichts Besonderes dabei finden. Auch die Mehrwertschöpfung erscheint uns, wenigstens im Prinzip gerechtfertigt, ja zum funktionsfähigen Bestehen der Produktionsstätten, seien sie nun privat kapitalistisch, oder verstaatlicht, unverzichtbar. Wo Arbeitsleistung eingesetzt wird und kein Mehrwert, oder auch nur zu wenig Mehrwert erzielt wird, kann die Betriebsstätte nicht erhalten werden. Ohne Mehrwertertrag würde sie absterben, die Arbeitnehmer brotlos werden und in der Hilflosigkeit versinken.
Dass der Arbeiter nicht nur für sich selbst, das heißt für seinen eigenen Unterhalt arbeitet, sondern daneben noch Mehrwert für die Produktionsstätte schafft, muss als notwendig und nicht zuletzt auch für den Lohnempfänger als nützlich betrachtet werden, denn er ist schließlich auf die Erhaltung seines Arbeitsplatzes angewiesen.
Das ist keine Frage.
Die eigentliche Frage lautet, in welchen Größenordnungen sich der erzielte Mehrwert bewegen darf. Für den modernen Ökonomen ist diese Frage schnell beantwortet. Er wird erklären, dass sich der Mehrwert ebenso wie der Wert der Arbeitskraft im Rahmen der freien Marktwirtschaft nach Angebot und Nachfrage regelt. Etwaige Bedenken, der erzielte Mehrwert könne durch Ausnutzung von Notlagen unangemessen hoch sein, hat er dabei nicht. Aber nicht nur die durch echten Bedarf entstandene Nachfrage nach bestimmten, Mehrwert trächtigen Bedarfsgütern spielt eine Rolle, auch das künstlich, durch psychologisch angesetzte Werbetechniken erzeugte, nicht wirklich Benötigte, sondern nur als Ergebnis der Beeinflussung gewollte Konsumgut ist Mehrwert erzeugend und hat somit Profit steigernde Wirkung. Demzufolge steht in der modernen Marktwirtschaft die Erzeugung sinnloser, ja oft schädlicher Konsumartikel aus der Sicht des Kaufmanns gleichberechtigt neben der Erzeugung der notwendigen, vernünftig nach tatsächlichem Bedarf erwählten Dinge.
Dabei werden nicht nur Ressourcen verschwendet, gigantische Schutthalden produziert, sondern auch vom Verbraucher die aus seiner Arbeit gewonnenen, ihm zur Verfügung stehenden, zu seinem Wohlbefinden notwendigen Finanzmittel für Überflüssiges und Schädliches vergeudet. Das beste Beispiel ist die Herstellung von Tabakwaren und ihr stets missbräuchlicher Genuss.
Oder will jemand ernsthaft behaupten, Tabakwaren seien etwas anderes, als allein durch massensuggestive Beeinflussung hoffähig gemachte, Sucht erzeugende Nervengifte?
Aber es geht im hier zu besprechenden Sachzusammenhang nicht um die Volksdrogen Alkohol und Nikotin, es geht um die abstrakte Definition des Wertes Arbeit.
Friedrich Engels schrieb 1891 in der Einleitung zur deutschen Ausgabe einer Schrift von Karl Marx mit dem Titel „Lohnarbeit und Kapital“:
„Die Ökonomie findet die Tatsache vor, dass die Preise aller Waren, die sie Arbeit nennt, fortwährend wechseln, dass sie steigen und fallen infolge von sehr mannigfaltigen Umständen die häufig mit der Herstellung der Ware selbst in gar keinem Zusammenhang stehen, so dass die Preise in der Regel durch den puren Zufall bestimmt scheinen. Sobald nun die Ökologie als Wirtschaft auftrat, war Ihre erste Aufgabe das Gesetz zu suchen, das sich hinter diesem scheinbar die Warenpreise beeinflussenden Zufall verbarg, und dass sie in Wirklichkeit diesen Zufall selbst beherrschte. Innerhalb der fortwährenden, bald nach oben bald nach unten schwankenden und schwingenden Warenpreise suchte sie nach dem festen Zentralpunkt um den herum diese Schwankungen und Schwingungen sich vollziehen. Mit einem Worte, sie gingen von den Warenpreisen aus, um als deren regelndes Gesetz den Warenwert zu suchen, aus dem sich alle Preisschwankungen erklären auf den sie schließlich alle wieder zurückführen sollten. Die klassische Ökonomie fand nun, dass der Wert einer Ware bestimmt werde durch die in ihr steckende zu ihrer Produktion erheischte Arbeit. Mit dieser Erklärung begnügte sie sich“.
Und auch wir können einstweilen hierbei stehen bleiben. Nur um Missverständnissen vorzubeugen, will ich daran erinnern, dass diese Erklärung heutzutage völlig ungenügend geworden ist. Marx hat zuerst die wertbildende Eigenschaft der Arbeit gründlich untersucht und dabei gefunden,
„…dass nicht jede scheinbare oder auch wirklich zur Produktion einer Ware notwendige Arbeit dieser Ware unter allen Umständen eine Wertgröße zusetzt, die der verbrauchten Arbeitsmenge entspricht.“
Engels schreibt an anderer Stelle weiter, die klassische Ökonomie versuche, den Wert der Arbeit mit der Gleichung, der Wert einer Ware ergäbe sich aus den Produktionskosten des Arbeiters, zu erklären. Engels will das so nicht gelten lassen, stellt dazu Berechnungen auf, die den Arbeitslohn innerhalb eines fest umrissenen Wirtschaftsgebietes als eine statische Größe erscheinen lassen. Bei vernünftiger Würdigung muss man konzedieren, dass die durch Arbeitslohn mitbestimmten Produktionskosten selbstverständlich einen wesentlichen Einfluss auf den Warenwert haben. Das wird deutlich, wenn man bedenkt, dass der Verkaufspreis einer Ware auf keinen Fall unter die Gestehungskosten sinken darf, ja er muss deutlich darüber liegen, wenn die Produktionsstätte nicht ruiniert werden soll.
Aber natürlich kommen weitere Faktoren dazu. So sind die Beschaffungskosten der verarbeiteten Materialien inklusive ihrer Transportkosten unter anderem ein wesentlicher Faktor. Lohnkosten des Produktionsvorganges und jede Lohn erheischende Weiterbeförderung der Waren und nicht zuletzt auch die vorkalkulierten Vertriebskosten sind zur Bestimmung des Warenwertes maßgebend. Was Marx in epischer Breite über Tageslohn und Stücklohn im Verhältnis zum Arbeitsaufwand in der gegen Ende des 19. Jahrhunderts gültigen Mark ausrechnet und dabei zu dem Ergebnis kommt, dass dem Arbeiter, der mit dessen Hilfe entstandene Mehrwert, den Marx auch gleich beziffert, nämlich genau die gleiche Summe die auf den Lohn entfällt, seiner Meinung nach zusteht, ihm aber zu Unrecht vom Unternehmen vorenthalten wird, ist eine längere Debatte nicht wert.
Nur so viel, im Rahmen der modernen Marktwirtschaft (solange das Prinzip angewendet wird) muss eine Produktionsstätte wirtschaftlich arbeiten und deshalb muss sie zwangsläufig Mehrwerte erzielen, aus denen sich das notwendige Betriebskapital speist. Der Betrieb muss aus dem Mehrwert auch Rücklagen bilden und Betriebskapital vorhalten.
Kurzum, er muss Gewinne machen, um bestehen zu können.
Das Streben nach Gewinn kann grundsätzlich nicht verwerflich sein, nur die hemmungslose Ausnutzung der jeweiligen Marktlage kann als moralisch verwerflich bezeichnet werden. Dabei liegt die Betonung auf dem Wort „hemmungslos“. In die gleiche Reihe gehören aber auch die künstlich erzeugten, auf Nichtigkeiten und Schädliches gerichteten Kaufwünsche. Schädlich sind in erster Linie die Nervengifte. Allem voran die Volksdroge Alkohol und der blaue Dunst. Die Liste der Nichtigkeiten ist endlos. Sie reicht von der primitiven Wuwuzela-Tröte bis zum überzüchteten Modekult.
Karl Marx schrieb:
„Die Ergiebigkeit der menschlichen Arbeit schafft zuletzt einen Konflikt, woran die heutige kapitalistische Wirtschaft zugrunde gehen muss.“
Marx verweist zu Recht
„ ... auf den Überfluss von Produkten, deren Aneignung (Verbrauch) von den Verbrauchern nicht mehr bewältigt werden kann.“ Er vertritt die These, dass diese Gesellschaftsform an ihrem Überfluss erstickt, während die große Mehrzahl ihrer Glieder (der Gesellschaft) kaum, oder noch nicht einmal vor dem äußersten Mangel geschützt ist. „Dieser Zustand wird mit jedem Tag widersinniger und unnötiger. Er muss beseitigt werden und kann auch beseitigt werden.“
Recht hat Karl Marx, wenn er auf das Ersticken am Überfluss hinweist. Diesen Zustand haben wir heute. Nur mit dem Unterschied, dass heute die Gesamtbevölkerung durch ihr Konsumverhalten den Erstickungstod der staatstragenden Strukturen mit verschuldet. Marx meinte seinerzeit nur den luxuriösen Lebensstil der Kapitalisten. Wir erleben in unserer Zeit eine tiefgreifende Krise, die nicht durch Mangel hervorgerufen wurde, sondern durch einen gewaltigen Überfluss an Produkten, die in Wirklichkeit von niemandem gebraucht werden. Der Überfluss an Produkten kann nicht mehr konsumiert werden. Die Rezepte zur erhofften Gesundung der inzwischen chronisch erkrankten ökonomischen Strukturen sind vollkommen untauglich. Peer Steinbrück hat es einmal mit einem Beispiel deutlich auf den Punkt gebracht:
„Wenn wir jetzt hier im Saal die Fensterscheiben einschlagen, dann haben wir das Bruttosozialprodukt gesteigert.“
Er hätte genauso gut die Abwrackprämie als Beispiel nennen können. Es ist wahr, die Kapitalisten beseitigen die Krise, indem sie die größere Krise vorbereiten. Salvador Allende brachte das Übel auf den Punkt indem er sagte, das Schlimmste auf dieser Welt seien die internationalen, anonymen, global agierenden Finanzgesellschaften, die vornehmlich in den USA und England sitzen, aber niemandem gegenüber verantwortlich sind. Weder einer Regierung noch irgendeiner sonstigen moralischen Instanz. Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Allerdings waren Äußerungen dieser Art letztlich möglicherweise sein Todesurteil. aber Marx vom möglichen Wechsel hin zu einer vernünftigen Bedarfswirtschaft spricht und glaubt dieser Systemwechsel sei durch den als notwendig vorausgesetzten Klassenkampf zu erreichen, dann irrt er gewaltig. Ja, es ist schwer zu verstehen, dass sich der hochgebildete Denker Marx auf eine solch naive Ebene begeben konnte. Lenin schreibt in diesem Zusammenhang zur Ideenwelt des Karl Marx unter dem Titel: Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus:
„Die Genialität Marx‘ besteht darin, dass er früher als alle anderen verstand, daraus jene Schlussfolgerung zu ziehen und konsequent zu entwickeln, die uns die Weltgeschichte lehrt. Diese Schlussfolgerung ist die Lehre vom Klassenkampf.
Die Menschen waren in der Politik stets die einfältigen Opfer von Betrug und Selbstbetrug. Im Prinzip hat Lenin Recht. Denn auch die Hoffnung auf Verbesserung, ja vielleicht sogar die Idealisierung der allgemeinen Verhältnisse durch den bedingungslosen Klassenkampf erreichen zu können, ist Betrug und Selbstbetrug in reinster Form. Welche Lage sollte nach dem erfolgreich geführten Klassenkampf, d.h. nach der Vernichtung der Nichtproletarier, eintreten? Wer sollte die Pro-duktionsstätten, deren Bestand und die Erhaltung ihrer Funktionstüchtigkeit die Voraussetzung für ein menschenwürdiges Dasein der Bevölkerung sind, nach dem Sieg der Proletarier über alle Nichtproletarier führen? Alle himmlischen Genien mögen uns vor einer solch schrecklichen Entwicklung, die wir in praxi schon einmal erlebt haben, bewahren. Ich will keineswegs weder die sozialistische Planwirtschaft noch das Prinzip des staatlichen Eigentums an Produktionsstätten verteufeln.
Die Art der Umsetzung war falsch, nicht unbedingt das Prinzip.
Unerträglich waren die Ergebnisse des Klassenkampfes für bedeutende Schichten der Bevölkerung. Eine neue Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung ja, aber die müsste völlig anders als alles bisher Erlebte beschaffen sein. Und sie könnte nur im harmonischen Zusammenleben der Volksgenossen, die sich bei aller unvermeidlichen Unterschiedlichkeit zu einer Volksgemeinschaft zusammenschließen müssten verwirklicht werden.
Klassenkampf ist negativ. Er bedeutet Zerstörung. Der Klassenkampf kann vernichten, aber er kann die allgemeinen Verhältnisse nicht positiv gestalten. Bessere Lebensumstände erreichen wir nur im Zusammenwirken aller Bevölkerungsschichten.
Der Widerstand der Hochfinanz kann im Kampf nicht gebrochen werden, aber das ist gar nicht nötig. Das entartete Gebäude wird weiter von innen heraus verfaulen und schließlich in sich zusammenbrechen. Danach wird sich zeigen, ob die Vernunft siegen kann, oder das ganze trostlose Spiel wieder von vorn beginnt.

Karl-Heinz Hoffmann



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DIE KAKOKRATIE

Um den Begriff zu erklären, greife ich auf Ausführungen des längst verstorbenen Prof. Dr. Hermann Oberth zurück, die er 1976 in seinem Büchlein: Kakokratie Weltfeind Nr.1 der Nachwelt hinterlassen hat. Ich zitiere: „Kakos heißt auf Griechisch schlecht, und Kratain heißt herrschen. Kakokratie ist also die Herrschaft der Schlechten.“ Dazu erläutert er: „Im Leben stehen einem anständigen Charakter so und so viele Wege offen, um vorwärts zu kommen, einem Schuft stehen bei gleicher Intelligenz und Tatkraft auf dem gleichen Platz diese Wege auch alle offen, daneben aber auch noch andere, die ein anständiger Kerl nicht geht. Er hat daher mehr Chancen vorwärts zu kommen und infolge dieser negativen charakterlichen Auslese findet eine Anreicherung der höheren Gesellschaftsschichten mit Schurken statt. Das ethische Durchschnitts Niveau einer Gesellschaftsschicht wird umso schlechter, je besser und einflussreicher sie gestellt ist. Nur dieser Umstand vermag die Tatsache zu erklären, dass die Welt nicht schon seit 5000 Jahren ein Paradies ist. Es ließen sich ja alle Nöte der heutigen Menschheit bei einigem guten Willen ihrer Führer leicht beseitigen.“
Als Hauptursache für die Erscheinung der Kakokratie betrachtete Oberth unsere „Steinzeitnatur“, deren geistige Kräfte und sozialen Instinkte für eine positive Gestaltung der menschlichen Gesellschaft so wie sie heute organisiert ist, nicht mehr ausreichen.
„In einem Stamm von 50 Köpfen kann nicht leicht der größte Lump Häuptling werden. Zumindest darf sich seine Schlechtigkeit nicht gegen den eigenen Stamm richten. In einem Großstaat ist das anders.......... es genügt vollkommen, wenn ein Kakokrat mit seiner nächsten Umgebung Frieden hält, und oft hat er nicht einmal dies ist nötig. Die ihm nahe Stehenden kommen sowieso kaum zu Wort!“
Noch mehr begünstigt wird der Kakokrat durch die Kompliziertheit und Unübersichtlichkeit unserer heutigen Verhältnisse. Woher soll ein kleiner Handwerker oder Arbeiter wissen, was die Leute, die man ihm auf der Wählerliste seiner Partei präsentiert in Wahrheit wollen und denken, was sie tun wenn kein Reporter zugegen ist? Wenn ein Staat nur groß genug ist, so spielt es für das Gedeihen der Kakokratie im Grunde keine Rolle, ob er kapitalistisch, sozialdemokratisch, oder totalitär ist. In einem Beamtenstaat wird derjenige Beamte am schnellsten avancieren der am besten nach oben buckeln und nach unten treten kann und der sich die wenigsten Gedanken darüber macht, ob etwas, das ihn selbst vorwärts bringt auch im Interesse der Allgemeinheit liegt. Von zwei Abgeordneten wird der die meisten Stimmen erhalten, der seinen Wählern am meisten nach dem Mund redet und sich von so vermoderten Ideen wie Gemeinwohl und Wahrheitsliebe nicht stören lässt.“
Da passen die Worte des Altbundeskanzlers Schmidt perfekt, der einmal sagte:
„Die Demokratie ist mit dem unbehebbaren Geburtsfehler behaftet, dass nicht der an die Spitze kommt der der Beste ist, sondern derjenige, der es am besten versteht sich angenehm zu machen.“
Oberth führte weite aus:
„Von zwei Unternehmern, oder Börsianern wird der das meiste erreichen, der sich die wenigsten Gewissensbisse macht. Als man Rothschild einmal fragte, wie man am schnellsten reich würde, antwortete er: ‚Nur nicht genieren!‘ “
Nach umfangreichen Ausflügen in die stets kakokratisch organisierten Gesellschaften der Vergangenheit resümiert Prof. Dr. Oberth :
„Zusammenfassend können wir also sagen, dass die Kakokratie sämtliche Fesseln gesprengt hat, die man ihr bisher anlegen wollte. Und sie wird auch die heutige Menschheit in den Abgrund stürzen, so wie sie Persien, Mazedonien, Ägypten und Rom zu Fall gebracht hat, wenn wir nicht im Stande sein sollten, ihr etwas Neues und wirksameres entgegenzustellen. Doch was könnte das sein?“
Oberth bringt den Vorschlag, eine Vereinigung im Sinne des „Freybundes“ ins Spiel. Der „Freybund“ war eine idealistische, nach dem ersten Weltkrieg von Max Kliemke unter dem Pseudonym Heinrich Nienkamp veröffentlichte, soziologische Abhandlung als Anleitung zu Gründung eines Vereins, der sich als Sammelbewegung für moralisch wertvolle Menschen verstand. Diese Bewegung sollte der Suche und Auslese charakterlich geeigneter Leute dienen. Diese sollten dann durch den Freybund gesellschaftlich und wirtschaftlich so gestellt werden, dass sie den Kakokraten wirksam entgegentreten könnten. Da ist von Ortsgruppen die Rede, die einen Vorsitzenden aus ihrer Mitte wählen sollten und von größeren Kreisgruppen die jeweils nach 4 Jahren in geheimer Wahl den Würdigsten aus ihrer Mitte wählen sollten. Dieses System würde man heute als Parteiaufbauorganisation bezeichnen. Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Entgegentreten wäre mit dem Marsch durch die Institutionen vergleichbar.
Bei allem Respekt vor Oberths intellektuellen Leistungen, so richtig wie seine Analyse der herrschenden Regierungsform und ihre Bezeichnung als Kakokratie ist, so romantisch verklärt und nicht praktikabel erscheint sein Vorschlag, die Entartung der Demokratie mit Hilfe einer idealistischen, außerparlamentarisch organisierten und dann doch wieder in sich demokratisch funktionierenden Bewegung retten zu können.
Ich würde meinen Kopf darauf wetten, dass daraus niemals etwas werden könnte. Und ich will auch mit der Begründung nicht hinter dem Berg halten.
Gesetzt den Fall, es würde jemand den Versuch unternehmen, eine idealistische Gruppierung in der beschriebenen Weise aufzubauen, dann wäre diesem Modell kein langes Leben beschieden. Die Gruppe würde von Anfang an von den Geheimdiensten penetriert. Von 50 Mitgliedern wären wenigstens 10 Agenten eines Dienstes. Schön anteilig nach Aufgabenbereich angesetzt, Informanten, Provokateure und Schläfer. Die Arbeit der Agenten, die sich untereinander nicht kennen und daher nicht selten gegenseitig bespitzeln, was wiederum der Kontrolle dienlich ist, würde von hochspezialisierten Agentenführern geleitet. Es würde nicht viel Mühe machen, im geeigneten Augenblick einen Kakokraten, der es verstanden hat sich jahrelang als Idealist reinsten Wassers darzustellen in die Position des Vorsitzenden zu hieven. Und sollte das nicht gelingen, dann gibt es immer noch genug Mittel der Zersetzung, um die Bewegung zu zerstören.
Man provoziert einen Skandal. Provokateure stehen ja bereit. Man verleumdet die Idealisten, überschüttet sie mit Verdacht und macht sie so unwählbar. Nein mit Hilfe einer demokratisch strukturierten Bewegung lässt sich die Kakokratie nicht bekämpfen. Sie ist zu erfahren im Anwenden unlauterer Methoden.
Aber was könnte getan werden? Was soll man ein paar Mäusen raten, die sich mit dem Gedanken tragen einen Elefanten zu töten? Am besten gar nichts tun. Dem Elefanten aus dem Wege gehen um nicht noch aus Versehen zertreten zu werden .Würden sich hunderttausend Mäuse zusammentun, dann könnten sie dem Dickhäuter das Futter wegfressen oder durch verkoten ungenießbar machen. Dann vielleicht hätten sie eine Chance, aber wie kommen die hunderttausend Nagetiere zusammen? Nur in Zeiten absoluter Not, wenn alle Mäuse, die mit der Futtersuche verbundene Lebensgefahr in Kauf nehmen, weil der Hunger größer ist als die Angst. Solche Zeiten kommen, aber sie sind noch nicht da.


Karl Heinz Hoffmann
mobil unterwegs 23.2.2011




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